Guido Wertheimer

DIE REALEN GEISTER
1 D, 3 H, Chor
UA: Januar 2025 · Schauspielhaus Wien · Regie: Stephan Kimmig
**Ausgezeichnet mit dem Hans-Gratzer-Preis 2024**

Jason verfolgt die Spuren seiner jüdischen Vorfahren – eine Reise zu den eigenen Wurzeln, die ihn bis nach Tel Aviv führen wird. Es ist eine Welt, in der Götter versteckt unter uns weilen, gut getarnt unter den Sterblichen. Dort, wo uns Geister und das unvorstellbare Leid der Gegenwart heimsuchen. In Wien begegnet Jason dem geheimnisvollen Hacker Liebeskind, der sich zusammen mit einer Aktivistengruppe Zugriff auf Bankkonten verschafft, um altes Nazi-Vermögen aufzuspüren. Die Begegnung der jungen Männer ist schicksalshaft: Zwei Lebensfäden werden verzwirnt, wie von den Schicksalsgöttinnen gesponnen. Unter dem allsehenden Blick von Hera – der Blauen Göttin – entwickelt sich eine zarte Liebesbeziehung, die, noch bevor sie wirklich beginnt, ein tragisches Ende findet.
Guido Wertheimers Stück ist eine Invokation, in der Göttinnen und Geister der Vorfahren den Weg weisen. Eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit der Frage, die bereits in antiken Mythen verhandelt wird: Muss Gewalt unausweichlich sein?

"Eine anspruchsvolle Bildbeschreibung in offener Poesie, die auch Ausgänge, auch Türen hat. Gleichzeitig ein flammendes Plädoyer, die Gewalt zu stoppen." (Jury-Begründung)

Journal

Guido Wertheimer

DIE REALEN GEISTER wurde am Schauspielhaus Wien uraufgeführt

11.02.2025
Für DIE REALEN GEISTER erhielt Guido Wertheimer 2024 den renommierten Hans-Gratzer-Preis. Nun wurde das Stück von Stephan Kimmig am Schauspielhaus Wien uraufgeführt. Guido Wertheimers Stück ist eine Invokation, in der Göttinnen und Geister der Vorfahren den Weg weisen. Eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit der Frage, die bereits in antiken Mythen ... mehr

Kritiken

Die realen Geister

Nachtkritik

Das Stück hat einen sehr besonderen Ton: schwebend, flirrend und poetisch. Vieles ist verschwommen – wie das Foto des Rehs. Es vereint magischen Realismus mit einem schwulen Roadmovie – und es hat eine mythologische Ebene.

taz


Seine Stücke sind politisch, weil sie versuchen, antipolitisch zu sein. Sie verweigern kollektive Vereinnahmungen, beharren auf Singularität und der Möglichkeit einer Vergesellschaftung jenseits von Macht. „Zusammensein ist eine futuristische Idee“, heißt es im Geisterstück.

Was die Texte Guido Wertheimers vor allem auszeichnet, ist die Sprache, die nicht seine ist, aber seine geworden in wenigen Jahren vom C1-Zertifikat zu einem der interessantesten jungen Dramatiker deutscher Sprache. Seine Sätze sind von randloser Präzision, die für viele Autoren, die in ihrer Zweitsprache schreiben, charakteristisch ist.

Die Presse

Der Text ist symbolbeladen, imitiert die Gravität antiker Vorbilder, zieht sie in die Gegenwart, stützt sich auf Wort-Titanen im Gestus eines Tragödienchors. Wie Orakelsprüche überkommt die Darstellenden zuweilen ein rasender Redeschwall, dann warnen sie das Publikum vor drohendem Unheil. Angesichts aktueller politischer Entwicklungen treffen sie einen Nerv.

Der Standard

Essenz: Die Geister der Vergangenheit werden wieder lebendig. Videobilder (Maximilian Wigger) von Elon Musk, Alice Weidel, Donald Trump und Herbert Kickl an der Rückwand geben dieser Furcht heutige Beglaubigung.