An der fortschrittlichen, inklusiven Eureka Day Grundschule in Berkeley, Kalifornien ist jedes Kind willkommen. Repräsentation, Geschlechtsidentität, soziale Gerechtigkeit – Eureka Day ist eine Bastion progressiver Ideale. Der engagierte Vorstand bestehend aus Schuldirektor Don und den Eltern Suzanne, Eli, May und Carina trifft sich wöchentlich in der Schulbibliothek, um die Belange der Kinder sehr umsichtig und empathisch zu verhandeln. Entscheidungen werden nur im Konsens getroffen. In einem Notfall-Treffen erfahren die Vorstandsmitglieder aus einem offiziellen Brief des Gesundheitsamtes: Es gab einen Mumps-Ausbruch an der Schule. Alle nicht immunisierten Kinder sollen zu ihrem eigenen Schutz in Quarantäne bleiben, bis diese Anweisung wieder aufgehoben wird. Diese Information muss an alle Eltern weitergegeben werden. Nun versucht das fünfköpfige Komitee diplomatisch darüber zu beraten, wie dies unter Rücksichtnahme der Bedürfnisse aller geschehen kann. Zur vollen Transparenz wird kurz darauf ein Online-Meeting mit der gesamten Elternschaft veranstaltet. Die Diskussion im Chat wird jedoch schnell persönlich und verletzend. Plötzlich sieht sich die Schulleitung mit der zentralen Frage unserer heutigen Zeit konfrontiert: Wie kann man einen Konsens erzielen, wenn sich niemand auf die Wahrheit einigen kann?
Diese Satire über das politisch korrekte, linksliberale Bürgertum verschiebt sich hin zu ernsthaften Diskussionen über Gemeinwohl und den Umgang mit wissenschaftlichen Fakten. Persönliche Erfahrungen verschmelzen untrennbar mit statistisch erhobenen Daten zu einem komplexen, emotionalen Argumentationswust. Der ideologische Krieg zwischen den Eltern ist entfacht.
"Hier geht's um nicht weniger als die Demokratie selbst. Und um ein fulminantes Duell der Königinnen." (nachtkritik über die DSE am Burgtheater)
Jonathan Spector
Die Nebenwirkungen
(Eureka Day)
Deutsch von Frank Heibert
3 D, 2 H
DSE: 30.09.2023 · Burgtheater Wien · Regie: Jan Philipp Gloger