Playing::Karlstadt
Auftragsarbeit für das Residenztheater München
UA: 05.05.2018 · Bayerisches Staatsschauspiel, Residenztheater München · Regie: Bernhard Mikeska
Am 6. April 1935 wird gegen 9 Uhr eine Frau aus der Isar gerettet. Ein Selbstmordversuch. Die Frau ist keine Unbekannte. Schon aus Berufsgründen muss ihre schwere Depression geheim gehalten werden. Die Komikerin Liesl Karlstadt leidet seit Jahren unter Schmerzen und unerträglichen Angstzuständen. Auf der Bühne wie im Leben spielt sie die Rolle der belastbaren, ausgleichenden Partnerin an der Seite von Karl Valentin. Das Publikum ist fixiert auf seine geniale Hypochondrie. Während Valentin in seinen Masken als Selbstdarsteller der eigenen Vertracktheit hervortritt, verschwindet Karlstadt virtuos in einer Vielzahl von Rollen. Meist schlüpft sie in ein groteskes Mannskostüm. Sie ist, was Valentin ihr zumutet: "pfiffig und dumm, hässlich und lausbubenhaft, alt und verschrumpelt, vollbärtig und milchgesichtig". 1911 entdeckt Valentin die 18-jährige Elisabeth Wellano bei einem Auftritt und sagt ihr frei heraus, als Soubrette sei sie nicht fesch genug. Sie solle sich aufs Komische verlegen. Der Beginn einer jahrzehntelangen Arbeits- und Liebesbeziehung, die in zerstörerische Abhängigkeit führen wird. Valentin schreibt ihr die erste komische Rolle. Sie singt: "Ach, nimm mir diesen Stein vom Herzen", zieht aus ihrem Busen einen kleinen Isarstein und wirft ihn auf die Bühne. Ein Riesenerfolg. Sie lernt schnell, "dass es so besser ist für mich". Und er gibt ihr einen neuen Namen, den sie nie mehr ablegen wird: Liesl Karlstadt. (Residenztheater München)