Kathrin Röggla

Kein Plan
(Kafkas Handy)
Auftragsarbeit für das Theater an der Ruhr, Mülheim
4 Darsteller
UA: 20.2.2025 · Theater an der Ruhr, Mülheim · Regie: Philipp Preuss
Sind es Spiele, die vier Jugendliche auf einer Rückbank im Auto begehen oder geschieht es echt? Erzählen sie sich die Welt als Story oder findet das wirklich statt, was wie ein Roadmovie beginnt. Zwei Mädchen, zwei Jungs sitzen hinten im Auto und reden über ihre Eltern. Diese kommen selbst nicht zu Wort kommen, ja merkwürdigerweise sind sie wie abwesend. Man ist unterwegs in the middle of nowhere eines postindustriellen Deutschlands und landet in einer Siedlung. Immer ist schon was passiert. Ein vermeintlicher Unfall, man steigt aus, stößt nicht nur auf einen Mann, der dauernd Aufträge erteilt und vor einem "Rücktrittsbürgermeister" warnt, sondern auch auf eine Versammlung. Außerdem gibt es jemand, der auf der Straße liegt. Die Viererbande folgt vermeintlich immer ihren Eltern und landet schließlich in einem Gericht, wo diese auf der Anklagebank sitzen, zuerst als Verteidiger, dann selbst als Angeklagte. Es handelt sich um ein Tribunal der Siedlungsbewohner, die den staatlichen Strukturen nicht mehr trauen und ihren alten Bürgermeister des Hochverrats anklagen. Die Dynamik zwischen den Geschwistern wird aus Sorge und Rivalität bestimmt, Schuld und Verrat sind Thema wie das Gefühl, nur indirekt handeln zu können (über Erwachsene). Sie geben wechselseitig vor, im Gespräch mit den Eltern zu bleiben, während sich die Szene verändert. Ein Urteil wird gefällt, Menschen werden gejagt, ein Damm droht zu brechen, Tiere gesichtet, die da wirklich nichts verloren haben. Die kleine Schwester wird zurückgelassen, sie richtet ihre direkte Ansprache nun endlich an die Eltern und beobachtet den Fluss, an dem sich eine Umweltkatastrophe anbahnt, die niemand bemerken will. (Niemand in der Siedlung spricht über den Fluss)
Am Ende sitzen drei von vieren wieder im Auto und fahren weiter, vermeintlich heim. Nur werden sie jetzt von anderen Autos gejagt und "begleitet", sie wissen nicht mehr genau, wer sie fährt. Es gibt neue Eltern, und - neue Geschwister. (Kathrin Röggla)