Emre Akal
Das Hotel Pink Lulu ist ein staatlich subventioniertes, digitales Arche-Projekt. Eine virtuelle Welt, die totale Freiheit und Weltenflucht verspricht. In den Flurkorridoren und Gesellschaftsräumen des Hotels treffen sich zahlreiche Avatare. Es sind die Zurückgelassenen, die Eskapisten, die Neugierigen und Gescheiterten – die Pionier*innen einer digitalen Post-Gender-Welt. Einer Welt, in der der eigene makelhafte Körper abgelegt wird. Unter der strengen Aufsicht von Lulu 6.0 – der allwissende Gatekeeper dieses virtuellen Schlaraffenlandes – werden neue Identitäten angenommen, lang gehegte Lebensträume erfüllt, Gewaltphantasien ausgelebt.
Doch was passiert, wenn all diese Wünsche erfüllt werden? Was, wenn die Flucht ins Digitale kein Überbrückungszustand bleibt, sondern sich zu einer neuen Realität manifestiert? Wenn sich die Schein-Realität echter und richtiger anfühlt als das analoge Leben? Dann kann der virtuelle Traum schnell zum Alptraum werden. Als es für die Avatare immer schwieriger wird, das Hotel zu verlassen, formiert sich allmählich Widerstand. Denn auch im Hotel Pink Lulu – dem Ort unbegrenzter Möglichkeiten – sind manche Gäste gleicher als andere.
Emre Akal thematisiert in seinem weltenumspannenden Theaterstück die digitale Durchdringung unseres Lebens. Eine Durchdringung, die sich durch sämtliche Gesellschaftsschichten zieht. HOTEL PINK LULU ist kein technikpessimistisches Manifest, sondern ein Stück Erinnerung an die Überforderung der digitalen Migration und der Gegenwart, in der wir eben sind. Über das Über- und nicht Miteinander.
Süddeutsche Zeitung
[E]s steckt in seinem Stück eine große Sehnsucht nach analoger Menschlichkeit. Und genau das ist es, was das Theater anderen Medien voraushat: die analoge Menschlichkeit.
Jury-Begründung exil-DramatikerInnenpreis'Hotel Pink Lulu' ist ein witziger, sehr aktueller Text über Eskapismus, über Konsum als Trost gegen jegliche Form von Traurigkeit und darüber, wie großartig und doch überfordernd die digitale Durchdringung all unserer Lebensbereiche geraten kann – eine Überforderung, die der überbordende Text als Herausforderung an das Theater weitergibt.
HOTEL PINK LULU ist ein witziger, sehr aktueller Text über Eskapismus, über Konsum als Trost gegen jegliche Form von Traurigkeit und darüber, wie großartig und doch überfordernd die digitale Durchdringung all unserer Lebensbereiche geraten kann – eine Überforderung, die der überbordende Text als Herausforderung an das Theater weitergibt.