Eine Arbeit im Maschinenraum der angegriffenen Wahrnehmung. Vier Frauen*, deren Sprechen einen klinischen Erzählraum nahelegt, die wir aber in einem Kraftraum sehen. Eine Arbeit mit Hanteln und chorischen Kampfsportchoreographien, immer dem Rhythmus des Sprechens angepasst. Bis die Sprache durch den Körper unterworfen wird.
Luca, Carla, Linn – sie sind heterosexuell, sie sind homosexuell, sie haben cis Körper, sie haben trans Körper, begegnen sich im Maschinenraum der Psyche. Sie stemmen Hanteln, sie essen zu viel oder zu wenig, sie haben ernstzunehmende Neurosen, sie neiden sich gegenseitig die Diagnosen, das Buffet ist gut, die Luft Alpin oder Maritim, aber die Handtücher der Privatzahlenden scheinen ein bisschen flauschiger als ihre. Sie sind in Bewegung, immer in Bewegung, sie kämpfen, sie boxen, sie treten, immer angetrieben von der Trainerin. Eine Sprechposition, die offensichtlich ihre eigenen Kämpfe hat. Denn: Wie wird gesprochen über Gewalt, wenn selbst die Betroffenen diese kaum ernstnehmen. Gewalt, die alle Rückzugsräume infiltriert, weil sie neben dem Körper, besonders auch die Wahrnehmungsstrukturen angreift, da die gesellschaftlichen Strukturen Gewalt an Frauen* noch immer trivialisieren. Zentral dabei bleibt die Frage, was wir erinnern. Wie sehr wir unserer Erinnerung trauen können und was eigentlich das Material ist, das das Narrativ unseres Lebens bildet. Und was ist es eigentlich, dieses sogenannte Draußen? Jede Protagonistin sieht etwas anderes durch die großen Fenster der Klinik. Draußen, das ist wechselnd Utopie und Dystopie, und manchmal auch nur eine Vorstadtkreuzung mit einer defekten Ampelanlage.
Glow in the Dark sucht nach der Liebe als utopischen Moment. Die Liebe als Gegenfieber, als Obsession, die Liebe als eskapistischen Rausch, in dem man sich begegnet oder sich selbst entflieht, ohne dass die Unterscheidung noch wichtig wäre.
Aber die Liebe ist auch ein gefährdeter Raum, natürlich. Und die Liebenden sind sich ihrer selbst noch weniger sicher als der Geliebten: „Ein Fremdkörper in meinem Bett, oder bin das womöglich ich, bei glänzendem Himmel auch noch und jetzt sitzen wir hier so grausam da. So tuntig, so butch, so einhorn, muss das denn sein?“