Albert Ostermaier
Ein Pfund Fleisch
nach Motiven aus William Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig"
Auftragsarbeit für das Schauspielhaus, Hamburg
2 D, 4 H
UA: 14.09.2012 · Schauspielhaus, Hamburg · Regie: Dominique Schnizer
Bassanio liebt Portia, und das ist teuer, denn Portia winkt ein reiches Erbe und die Freier stehen Schlange. Cash muss also schnell her und Antonio, sein bester Freund hat eigentlich genug davon. Aber so kurzfristig kommt auch Antonio nicht an sein Geld, sein ganzes Kapital ist gebunden, gesetzt, auf den Märkten dieser Welt verwettet. Aber warum es sich nicht kurzfristig leihen? Schon nach Börsenschluss wird Antonio sowieso wieder mehr als flüssig sein. Für die Zwischenzeit gibt es Shylock und Shylock gibt schnelles Geld. Das ist sein Geschäft, auch wenn man ihn dafür schmäht auf dem Rialto. Der Einsatz ist hoch, ein volles Pfund Fleisch darf Shylock ihm aus dem Leib schneiden, falls Antonio seine Schuld nicht zurück zahlen kann. Doch Antonio liebt Bassanio, und wer liebt, riskiert auch nicht weniger als sein Herz. Hochspekulativ, ohne Skrupel, ohne Sicherheiten - solche Deals machen die jungen Trader Venedigs doch eigentlich tagtäglich. Der einzige Gott, dem sie dabei dienen ist das Geld. Und mit dem Geld kommt die Erlösung. Bis die Kurse fallen, die Märkte kollabieren und der wahnsinnige Handel um Liebe und Geld völlig außer Kontrolle gerät.