In Der Kreis um die Sonne geht es um ein Fest, eine Party bei irgendjemandem zuhause. Es ist eng, der Flur ist voll, es wird getrunken, getanzt, Körper an Körper, Hitze. Dazwischen jongliert ein Mann ein Tablett voller Gläser durch die Menge. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Gläser fallen werden. Doch bis dahin wird weiter getanzt, gelacht, geflirtet. Ohne Abstand. Irgendwo hustet jemand. Eine Gruppe Anwälte diskutiert das Recht des Menschen auf Leben, Freiheit und Sicherheit. Gesprächsfetzen. Momentaufnahmen einer trunkenen Nacht, in der sich eine junge Frau in die Gastgeberin verliebt. Doch diese Liebe hat keine Zukunft. Weil das Virus schon nicht mehr aufzuhalten ist.
Roland Schimmelpfennig hat einen flirrenden Tanz beschrieben, ganz zart, nahezu flüchtig das Virus streifend. Trunken, traurig und voller Poesie. Eine sehnsüchtige Verbeugung vor unbeschwerter Leichtigkeit, die zum Tanz auf dem Vulkan wurde. Das schwankende Tablett voller Gläser wird in diesem Stück zu einer Metapher für die folgenreiche Unbekümmertheit des Augenblicks. Ein Augenblick, der zu verlockend ist, als dass man der Versuchung widerstehen könnte. Wohl wissend, dass die Gläser fallen werden. Irgendwann.
Die Uraufführungspremiere, die am 14. November 2020 hätte stattfinden sollen, musste coronabedingt in den Mai 2021 verschoben werden.
Roland Schimmelpfennig
Der Kreis um die Sonne
Auftragsarbeit für das Bayerische Staatsschauspiel München
Auftragsarbeit für das Bayerische Staatsschauspiel München
4 D, 3 H
UA: 29.05.2021 · Bayerisches Staatsschauspiel, Residenztheater · Regie: Nora Schlocker
Übersetzt in: French