A und B liegen in zwei Schlafsäcken auf der Bühne. A liegt rechts. Von rechts kommt der Stachel und piekst dreimal in den Schlafsack von A. Er bewegt sich. Der Stachel zieht sich zurück. A steht auf, träumt vor sich hin, zieht sich an, träumt vor sich hin, beißt in eine Mohrrübe, träumt vor sich hin, zieht sich wieder aus, verschiebt die Schlafsäcke etwas zur Bühnenmitte und legt sich wieder hin.
B liegt rechts. Der Stachel kommt von rechts und piekst in den Schlafsack von B. Der Stachel zieht sich wieder zurück, als B aufsteht, auf die Uhr schaut, Freiübungen macht, sich kämmt, sich anzieht, auf die Uhr schaut, seine Kleider ausbürstet, in eine Mohrrübe beißt, auf die Uhr schaut, eine Landkarte betrachtet, die Schlafsäcke verschiebt und sich wieder hinlegt.
A liegt rechts. Der Stachel kommt von rechts. A steht auf und träumt vor sich hin.
Minimaltheater - ein sich ständig wiederholender Ablauf mit winzigen Variationen. Eine groteske Konstellation - wobei der Stachel weitaus weniger absurd wirkt, als die beiden Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: A verträumt und langsam, B exakt und schnell. Aber ist der Stachel nur ein Impuls, wenn ja: woher? Oder ist er die bewegende Macht?
Samuel Beckett
Akt ohne Worte II
Pantomime in 1 Akt
(Acte sans Paroles II)
(Acte sans Paroles II)
Deutsch von Elmar Tophoven
2 Darsteller, 1 Stachel, 1 Dek