Irgendwo steht das Chioggia, ein schäbiges Restaurant. Seine guten Tage hat es hinter sich. Da können sie noch so viel arbeiten, die Familien Toni und Pari. Da wird sich nichts ändern. Zumal die sich alle ununterbrochen streiten. Die Männer und Frauen, die Alten und Jungen, selbst die Verliebten und Verlobten. Weil Titta Nane und Lucietta, die könnten eigentlich glücklich sein. Doch die Lucietta, die will weg, wenn sie verheiratet sind. Und der Titta Nane, der will eigentlich den Laden übernehmen und bleiben. Das kann nur Streit geben. Und Neid. Und Begehrlichkeiten. Und Intrigen. Und Missverständnisse. Und Tränen. Und alle machen mit. Denn das können alle gut, das war schon immer so und wird immer so bleiben. Als dann alles doch gut werden könnte, da will die Lucietta auf einmal bleiben und der Titta Nane weg. Und alles geht wieder von vorne los…
Nuran Calis hat eine rasante, zeitpolitische Commedia dell´arte geschrieben. Sich lose an Raum und Personal des Originals orientierend, hat er mit dem Chioggia eine Metapher für wegbrechende Sicherheiten geschaffen. Durchgängig stellen sich seine Figuren die Frage nach Lösungen für ein Aufhalten des Verfalls. Die Antwort scheint einfach: Gemeinsam sind wir stark. Doch für die Chioggias ist das eine der schwersten Anforderungen. Warum nicht lieber gehen und das Glück woanders suchen? Warum gemeinsam für eine ungewisse Zukunft kämpfen? Wofür? Die Antworten weiß keiner. Aber vielleicht ahnen sie etwas, vielleicht wittern sie etwas, vielleicht riechen sie ihn schon - den arabischer Frühling!
Carlo Goldoni, Nuran David Calis
Zoff in Chioggia
frei nach Carlo Goldoni
Auftragsarbeit für das Schauspielhaus Bochum
4 D, 7 H
UA: 28.01.2012 · Schauspielhaus Bochum · Regie: Nuran David Calis