Charles, ein Harvard-Professor in seinen 50ern, ist ein Verfechter der absoluten Meinungsfreiheit. Zu einem Symposium der Universität hat er den Nazi-Sympathisanten und Holocaust-Leugner Carver eingeladen. Charles ist fest davon überzeugt, ihn auf diese Weise als Extremisten entlarven und akademisch komplett demontieren zu können. Die Kollegenschaft ist alarmiert, die besorgte Dekanin Amy versucht Schadensbegrenzung. Sein ehemaliger Schützling, der inzwischen renommierte Historiker Baxter, ist entsetzt und will ihn vor einer fürchterlichen Selbstsabotage bewahren, während seine Doktoranden Lucas und Maggie fürchten, dass der Ruf ihres Professors und damit ihr eigener Schaden nehmen könnte.
Doch Charles hat bereits einer Einladung zu einem Essen mit Carver zugesagt, denn „The Answer to Hate-Speech is more Speech“ - das ist Charles Überzeugung, und dieses Dogma schleudert er allen Bedenkenträgern mit einer kräftigen Prise Ignoranz und Selbstverliebtheit entgegen - die ihn neben einem kleinen Alkoholproblem blind macht für das Böse und den Umgang damit - und für die unterschiedlichen Motive, die seine eigene akademische Clique bewegt.
Währenddessen kündigen sich heftige Proteste der Studentenschaft gegen den Auftritt an. Die Stimmung ist explosiv, Gewalt bricht aus, und Charles sieht sich mit den verheerenden Folgen seiner Selbstüberschätzung konfrontiert.
Wer Wind sät changiert zwischen Grundsatzdebatte und Polit-Thriller. Es ist ein Lehrstück über die Heimtücke des Hasses, der sich als freie Meinungsäußerung tarnt. Es diskutiert, wie korrumpierbar Privilegien und Macht machen, und fragt nicht zuletzt, was eigentlich die angemessene Reaktion auf Rechtsextreme ist.
Paul Grellong
Wer Wind sät
(Power of Sail)
Deutsch von Anna Opel
3 D, 4 H
UA: 15.03.2019 · Warehouse Theatre, Greenville, South Carolina · Regie: Jackson Gay
DSE: 25.11.2023 · Staatstheater Meiningen
DSE: 25.11.2023 · Staatstheater Meiningen