Im Gegensatz zu ihren Eltern hat sie Abitur gemacht und studiert, seitdem sie mit ihren Eltern aus Polen nach Deutschland kam. AufstiegsSHEro. Und trotzdem sucht sie nach Worten, die sie verorten. Wie kann das Unausgesprochene beschrieben werden? Was bedeutet eine Kindheit, die von der großen Sehnsucht der Eltern nach dem weinroten Pass bestimmt war? In der die Eltern gebeten wurden, mit der Tochter Deutsch zu sprechen, obwohl sie es selbst nicht konnten? In der die Demütigung Alltag war und selbst Polen fremd wurde?
Ewe Benbenek hat die Suche danach in einen rhythmisch tobenden Strom aus Worten und drei Stimmen gegossen. Die Last dieser Erinnerungen streifen A, B und C irgendwann ab wie ein zu kleines Kleid. Stattdessen donnern sie sich auf für die Nacht. Klack, klack, bäm, bäm – so stolzieren die Protagonistin und ihre “chosen sisters” durch dieses Stück. Ein ständiges Auf und Ab, ein wütendes Schwanken zwischen zärtlich brutaler Erinnerung, kindlicher Hilflosigkeit und rauschhafter Rebellion. Ein schmerzhaftes Tosen, gegen das sie sich stemmen, indem sie die Beleidigungen von einst mit Stolz für sich einnehmen – weil sie sie schlussendlich zu dem machen, was sie eigentlich sind: Göttinnen.
2021 erhielt Ewe Benbenek für ihr Debütstück Tragödienbastard den Mülheimer Dramatikerpreis und wurde in der Kritiker*innenumfrage von Theater heute zur Nachwuchsautorin des Jahres gewählt.
2022 erhielt sie den Schiller-Gedächtnis-Förderpreis.
Coronabedingt finden 2023 zwei geteilte deutsche Erstaufführungen am Theater Koblenz und am Hessischen Landestheater Marburg statt.
Ewe Benbenek
Tragödienbastard
3 D
UA: 30.10.2020 · Schauspielhaus Wien · Regie: Florian Fischer
Übersetzt in: Englisch