Johann und Inge Wiesheu haben eine alte Villa am See geerbt. Aus finanziellen Gründen bleibt der im Werden begriffenen Familie nichts anderes übrig als ein Gästehaus daraus zu machen. Das entwickelt sich nach und nach zu einem unfreiwilligen Lebenswerk, welches seine Bewohner in Dienstleistungshörigkeit und andauernde Fremdbestimmung zwingt. Doch Johanns Wille ist eisern, daran kann auch der wachsende Unmut seiner Frau nichts ändern. So vergehen die Jahre, die Kinder wachsen, die Liebe verschwindet. Irgendwann verirrt sich Tochter Cora im Drogenrausch, sucht Vater Johann sein Glück in fremden Betten. Mutter Inge flieht in Zynismus und Depression und Sohn Martin in die Großstadt. Sich von der Familie zu lösen gelingt keinem von ihnen.
"verlier dein herz nicht an dinge johnny lass es bei den menschen" lautet der Untertitel. Wie schwer es aber fällt, einer so simplen Maxime zu folgen, davon schreibt dieser bemerkenswerte neue Autor. In Rückblenden und Vorblenden entsteht die komplexe Verschachtelung einer traurigen und zugleich kraftvollen Familiengeschichte, die den verwinkelten Zimmern und Ecken des Hauses am See gleicht. Mit poetischer Kraft taucht Markus Bauer tief in die vermeintlichen Ursachen dieser Stagnation und schafft es, die berührende Tragik in Alltagsdetails bloßzulegen. Sensibel und humorvoll untersucht er den unerschütterlichen Irrglauben des Menschen, der besagt, dass die wirklich wichtigen Dinge des Lebens immer auch am nächsten Tag noch geregelt werden können.
Das Stück wurde von der Jury des Jugendtheaterpreises Baden-Württemberg 2008 ausgezeichnet.
Markus Bauer
stehende gewässer
(verlier dein herz nicht an dinge johnny lass es bei den menschen)
3 D, 2 H
UA: 19.01.2012 · inkunst e.V., München