Die Chansonsängerin Fania Fénelon, Französin und Halbjüdin, war während des Krieges Häftling in Auschwitz. Ihr Bericht über die Zeit, die sie dort verlebt hat, "Das Mädchenorchester in Auschwitz", sowie Millers Drehbuch des 1980 entstandenen amerikanischen Fernsehfilms "Playing for Time" liegen dem Stück zugrunde.
In einem Güterwagen wird Fania gemeinsam mit anderen Leidensgenossen ins Vernichtungslager Auschwitz gebracht. Die kalte, geschäftige Brutalität, mit der sie dort empfangen werden, nimmt auch dem letzten Optimisten rasch jede Illusion über das, was ihnen hier bevorsteht. Mit den Kleidern und den Haaren fällt der letzte Rest von Menschenwürde. Man hat sich einzugliedern in die Ordnung des Lagers mit seinen Hierarchien, seinen Regeln, seiner Erbarmungslosigkeit.
Für Fania gibt es kurze Zeit nach ihrer Einlieferung ins Auschwitzer Frauenlager Birkenau eine Versetzung, die an ein Wunder grenzt: Man beruft sie in das nur aus jungen Frauen bestehende Häftlingsorchester, das sowohl zur Unterhaltung der SS als auch zur Arbeit der Häftlinge oder als Auftakt zu Vernichtungsaktionen zu spielen hat. Für die Mitglieder dieses merkwürdigen Orchesters bedeutet dies zwar ein Leben in der Hölle, die sich jedoch noch immer wohltuend von der Hölle um sie herum unterscheidet. Vor allem hoffen und bangen sie: Das Orchester darf nicht aufgelöst werden, ehe sie wieder in Freiheit sind! Sonst wartet auch auf sie die Gaskammer. Und darum gibt jede ihr Letztes - um zu überleben.
Spiel um Zeit
Stück in 2 Akten
(Playing for Time)
(Playing for Time)
18 D, 4 H, St, 1 Dek
DSE: 05.05.1987 · Theater Heilbronn (Baden Württembergische Theatertage), Ulm · Regie: Klaus Wagner