Es ist heiß im Gefängnis. Noch sitzt der Kulterer, doch bald droht ihm Entlassung. Es ist seine letzte Sitzung bei der Anstaltspschologin. Frau Dr. Dr., die mit ihm und den anderen Häftlingen Theater gespielt hat. Den Sommernachtstraum. Da war der Kulterer der Zettel. Und der Esel. Ein östereichischer Esel ist er ja auch. Einer der Angst vor der Freiheit hat. Denn die Freiheit ist ihm der Tod, wird ihn ersticken, ihm die Luft zum Atmen nehmen. So wie die Hitze hier drin der Frau Dr. Dr. offenbar schon die Luft geraubt hat. Ganz leblos liegt sie da, während der Kulterer zu ihr spricht. Über Österreich, über Shakespeare und über die furchtbare Finsternis, in die er Nacht für Nacht seine eigene Finsternis hineinschreibt. So frei kann er aufeinmal vor ihr sprechen wie nie zuvor. Nur frei will er ja nicht sein, denn die Welt ist voller Menschen. Ein Esel, der das vergisst.
Albert Ostermaier holt mit dem Kulterer wieder eine Thomas Bernhard Figur auf die Bühne. Auch in seiner zweiten Bernhard-Variation greift er Motive Bernhards auf, verknüpft sie gekonnt mit Figuren aus Shakespeares Sommernachtstraum und legt seinen unverwechselbaren Sound darüber.
Albert Ostermaier
Schuldiger
Eine Variation auf Thomas Bernhards "Der Kulterer"
1 H, und eine Schlafende oder eine Puppe
frei zur UA