Richard Drei: Das weibliche Monster, von Katja Brunner sehr facettenreich skizziert, intrigiert, verführt, tötet und lässt töten, so wie man es von Richard erwartet. In Sachen Machtmissbrauch steht die Titelheldin ihrer männlichen Vorlage in nichts nach. Sie übertrumpft ihn sogar noch in ihrer rhetorischen Geschicktheit, ihrer Machtgeilheit, ihrer Mordlust. Was allerdings neu dazu kommt, ist die weibliche, feministische Weltsicht der Könixin Richard: Gegendert wird auch sehr phantasievoll in vielfältiger Ausführung. Durch in die Handlung eingebettete Intermezzi zu den Themen Frau, Tod, Natur und Staat sehen wir die sinnierende Richard, die sich auf unsere derzeitigen gesellschaftlichen Missstände bezieht.
Katja Brunner macht einen Klassiker zur Gegenwartsdramatik mit viel Spaß an einer Sprache, die alle Geschlechter miteinbezieht und spielerisch versucht, Antworten auf aktuelle Fragen zu finden. „Frau und Körper wemgehörter“ ist eine der großen Fragen, die sich Richard stellt. Sie bedient sich an Zitaten, bildet Wortneuschöpfungen und verdreht, verbindet, verblendet einzelne Silben und Worte, sodass ein wundervoll poetischer, temporeicher Sprachfluss entsteht, der mitreißt.
William Shakespeare, Katja Brunner
Richard Drei
Mitteilungen der Ministerin der Hölle
nach William Shakespeare
nach William Shakespeare
Auftragsarbeit für das Schauspiel Köln
5 D, 10 H, 3 Darsteller (Doppelbesetzung möglich)
UA: 23.04.2022 · Schauspiel Köln · Regie: Pinar Karabulut