Line hat sich in ein Haus verliebt. Aber es ist nicht irgendein Gebäude, in das sie sich so Hals über Kopf verliebt hat, es ist das neue Firmengebäude. Eigentlich wollte sie kündigen, weil sie von ihrer Firma ausgebeutet wird, aber jetzt ist sie süchtig nach ihrem Firmengebäude.
Die anderen versuchen, ihr diese Liebe auszureden. "Du stellst falsche Verknüpfungen her", sagt Alice. Oder "Das befriedigt doch nicht deine Sehnsucht nach Romantik", sagt Tom. Aber Line lässt sich nicht davon abbringen: "Diese Architektur ist so sexuell. Dieses Gebäude ist mit Sexualität aufgeladen. Ich liebe dieses Gebäude und ich möchte mit diesem Gebäude schlafen."
Seitdem Line wie wahnsinnig in das Gebäude verliebt ist, hat sie Angst davor, sie könnte gekündigt werden. "Die ganze Zeit wollte ich mich von dieser Firma trennen und jetzt fürchte ich mich davor, die Firma könnte sich von mir trennen", sagt Line. "Du gehörst zur Schlüsselpersonengruppe. Diese Firma wird dich nicht kündigen.", entgegnet ihr Tom. Aber das Unvorstellbare passiert: Die Firma kündigt sie. So irrational ihre Liebe zu dem Gebäude ist, so irrational ist der plötzliche Entschluss der Firma, sie auf die Straße zu setzen. Aus Sicherheitsgründen darf sie von nun an nicht näher als hundert Meter zu dem Gebäude hin. So steht sie also jeden Tag auf dem Parkplatz und blickt zu dem Firmengebäude ...
In dem Stück geht es um die Verwechslung von Arbeit und Liebe. Und die Definition von Liebe als einer möglichen letzten Ressource. Die Energien der Liebe werden zweckentfremdet. Gefühle, Räume, Bedürfnisse, die sich früher außerhalb der Sphäre der Arbeit befunden haben, werden in diese Sphäre hereingeholt. Damit das alles noch besser läuft.
Robert Woelfl
Ressource Liebe
3 D, 2 H
UA: 14.12.2006 · Schauspiel im Schaufenster Mitte, Staatstheater Stuttgart · Regie: Sebastian Röhrle
Übersetzt in: Italian