Damals verband sie die Liebe zur Musik. Heute verbindet sie nur noch die gemeinsame Erinnerung. 25 Jahre nach dem Auseinandergehen von Radio Kashmir, dem Kult-DJ-Team eines Jugendclubs, wird das einst gegebene Versprechen eingelöst, sich im 40. Lebensjahr erneut zu versammeln. Die aufeinandertreffenden Sechs haben sich verändert und doch ist alles gleich geblieben. Die kleinen Freund- und Feindschaften von damals bahnen sich schnell wieder ihren Weg. Was wie eine Hommage an vergangene Zeiten beginnen sollte, endet mit einem Debakel. Nach und nach bröckelt die Farbe von den kunstvollen Fassaden. Radio Kashmir ist ein Stück über den unaufhaltsamen Verfall jugendlicher Ideale, über Lügen, Geständnisse und ... Musik. Wie ein Mahnmal für den Zusammenhalt und die Unbeschwertheit vergangener Zeiten werden ein ums andere Mal die Lieder von Radio Kashmirs Toplist gespielt. "Von A wie Alice Cooper über M wie John Mayall - und T wie Tangerine Dreams bis Z wie Zappa."
Doch die Musik vermag nicht zu verdecken, was offensichtlich wird. Gescheitert sind sie alle, die einen mehr, die anderen weniger. Dem Gastgeber Bruno allerdings wird der Abend zum Verhängnis. Penibel darauf bedacht, den anderen das perfekte, luxuriöse, unabhängige Leben vorzuspielen, muss er am Ende einsehen, daß seine Scheinwelt nicht imponierte. Die Erkenntnis, vor den Freunden versagt zu haben, läßt ihm keine Wahl.
In Radio Kashmir zeigt sich die tragische Komik des Lebens. Schein und Sein bekommen in den besten Jahren eine andere Bedeutung. Da kann auch der ständig kreisende Joint keine Abhilfe mehr schaffen...
Hansjörg Schertenleib
Radio Kashmir
3 D, 5 H
frei zur UA