Portrait. Image. Konzept. ist kein Sprechtheaterstück, das einzig und allein auf einer Textfassung beruht. Das Projekt arbeitet in unterschiedlichen medialen Bereichen, zeigt deren Strukturen und ihre Darstellbarkeit auf dem Theater. Es geht darum, neue Medien, wie Video, CD-Rom, Programmiersprachen und Fernsehschnittechniken auf eine Schreibweise für das Theater zu übertragen. (Falk Richter)
Richter: Stell Dir eine jugendlich-dynamische Moderatorin vor, die morgens aus dem Bett und vor die laufende Kamera gezerrt wird. Völlig unvorbereitet soll sie durch eine interaktive Gameshow moderieren, deren Spielregeln sie sich im Moment des Sprechens auszudenken hat.
S.F.: Ein Countdown...
Richter: ...im Mediensupermarkt. Ausschlachtung nach ökonomischen Prinzipien. Sie wird zum Werbeobjekt, denn sie muß ein Image aufbauen, das sich vermarkten läßt.
S.F.: Wie ist die Figur entstanden?
Richter: Am Computer und live auf der Bühne. - Es existiert ein Sampling-Programm auf CD-Rom, ein virtueller Text als Grundlage für die Entwicklung der Figur und der jeweiligen Inszenierung.
S.F: Das heißt, die Schauspielerin produziert live Text nach den Vorgaben Deines Programms?
Richter: Ja, Körpergestus, Mimik, emotionalen Gestus, Tempo, Rhythmik, Mediensprechweisen, Themen, Figuren, Imagekonzepte, Bewegungen... die Schauspielerin zappt sich durch ein Figuren- und Genreangebot.
S.F: Und emanzipiert sich davon.
Richter: Spielerisch. Das Programm ist so flexibel, daß es sich jeweils auf die Persönlichkeit und Individualität einer Schauspielerin einlassen kann, die Lust daran empfindet, mit Fremdmaterial ein eigenes Selbst zu konstruieren, dem eine eigene, eigenwillige Logik innewohnt.
Falk Richter
Portrait. Image. Konzept.
Kult. Eine Trilogie - 1. Teil
1 D
UA: 19.12.1996 · Düsseldorfer Schauspielhaus · Regie: Falk Richter