Virginia Woolf

Orlando
Fassung von Darryl Pinckney


(Orlando)
Deutsch von Brigitte Walitzek
Dramatisiert von Darryl Pinckney / Robert Wilson
1 D
UA: 21.11.1989 · Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin · Regie: Robert Wilson
Gesellschaften, wie Virginia Woolf in Orlando sagt, sind eine "Fata Morgana". Sie sind Instanzen des Imaginären. Sie sind die Börse, auf der die Bilder und die Etiketten gehandelt werden: der Marktplatz, auf dem sie als Tauschwerte zirkulieren. ...
1928 veröffentlichte Virginia Woolf ihren Roman Orlando, nimmt noch einmal das Motiv der in Bewegung versetzten Frau auf. Orlando, der Roman, ist die Fortsetzung eines Tagtraums. Eine Eintragung vom 14.3.1927 lautet: "Zwei Frauen, arm, einsam, auf dem Dach eines Hauses. Von da oben aus kann man alles sehen, die Tower-Bridge, Wolken, Flugzeuge. Alles scheint sich in einem vollkommenen Durcheinander zu befinden. Man könnte das nur in allergrößter Eile beschreiben, etwa so, wie ich Briefe beantworte. Keinen Versuch machen wollen, einzelne Charaktere zu erkennen. Sapphismus nur andeuten. Der Schwerpunkt die Satire - Satire und Wildheit. Die Damen sollen sich Konstantinopel herbeizaubern. Träume von goldenen Kirchen." Der Roman steht in diesem Fluidum des Tagtraums. Zigeunerisch und exotisch sind die Schauplätze, ist die Hauptfigur des Buches; Vita Sackville-West. ...
Vita Sackville-West, die Heldin von Orlando, erforscht die farbige, chaotische Welt eines weiblichen Nomaden: die an kein Geschlecht, an kein Jahrhundert oder Kostüm gebundene Frau. Orlando gestaltet Bilder der Macht, die mehrdeutigen Gesichter einer souverän gewordenen Weiblichkeit. ... Orlando ist die Parodie einer Biographie.
(Gisela von Wysocki)