Ein emeritierter Professor - kränkelnd, launenhaft, eitel und despotisch - hat sich mit seiner jungen Frau Elena auf das Landgut seiner verstorbenen ersten Gattin zurückgezogen. Er betrachtet das Gut als seinen selbstverständlichen Besitz und lebt von dessen Erträgen. Bewirtschaftet wird "sein" Besitz von der Mutter, der Tochter (Sonja) und dem Bruder (Onkel Wanja) der Verstorbenen, die alle drei für den Unterhalt des Professors arbeiten, ohne auch nur einmal an ihr eigenes Wohl zu denken. Während des Aufenthalts des Professors auf dem Gut aber wird Onkel Wanja klar, dass der große Professor fünfundzwanzig Jahre lang nichts anderes getan hat, als leeres Stroh zu dreschen, fremde Gedanken wiederzukäuen, einen unberechtigten Hochmut zur Schau zu stellen und zwei schöne junge Frauen an sich zu binden. Seinem Hass auf diesen überflüssigen Menschen gesellt sich der Schmerz hinzu, die besten Jahre seines Lebens nutzlos vertan zu haben. Doch nicht er allein ist vom Leben betrogen worden. Die schöne Elena verblüht an der Seite ihres Mannes, für den sie nichts mehr empfindet, von dem sie sich aber aus Gleichgültigkeit auch nicht mehr trennt. Eine Episode bleibt deshalb auch ihre Begegnung mit dem Landarzt Astrow. Sonja, die ihn liebt, enttäuscht er; Elena verliert er, da beide wissen: Ihr Liebe zueinander ist letztlich nicht mehr als ein schnell verfliegender Rausch.
Zur Katastrophe kommt es, als der Professor kurzerhand das Gut verkaufen will. Onkel Wanja empört sich, schießt auf ihn, verfehlt jedoch zweimal sein Ziel. Sein Ausbruch reinigt die Atmosphäre: Wanja versöhnt sich mit dem Professor, der mit seiner Frau abreist. (Kindlers Neues Literatur Lexikon)
Anton Tschechow
Onkel Wanja
(Djadja Wanja)
Deutsch von Andrea Clemen
4 D, 5 H, 4 Dek
DSE: der Übersetzung: 15.10.1998 · Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin · Regie: Andrea Breth