Draußen ist nicht mehr und drinnen wird es langsam dunkel. Und wenn man als Fremde eine Berghütte betritt, sollte man darauf gefasst sein, dass der Schankraum voll mit Menschen ist, die in ihrem ganz eigenen Universum leben. Das muss nicht zwingend gefährlich sein, obwohl!
Sie trinken ihre Viertel und Schnäpse, lüften regelmäßig das Fernsehdeckchen, um die Tagesschau zu sehen und reden auch mal über dies und jenes. Ganz bedächtig. Bedienung ist die Anni. Von der schwärmt auch Mann 2. Mann 3 eigentlich auch, obwohl, so ganz sicher ist er sich da nicht. Dem Dichter ist sie egal, der befindet sich im Reimrausch. Und Mann 1 kann’s eh nicht so ganz nachvollziehen. Das Kommando aber hat die Wirtin. Und plötzlich steht eine Fremde in der Tür. Das irritiert. Denn schon die kleinste Abweichung vom Altvertrauten wird hier argwöhnisch betrachtet. Wenngleich das Absurde ungewöhnlich schnelle Akzeptanz erfährt. Es schert sich nicht einmal einer darum, dass das Draußen nicht mehr zu existieren scheint. Weil in den vier Kneipenwänden im Irgendwo die Gesetzmäßigkeit der Gleichgültigkeit herrscht. Da mag kommen, was kommt. Das bringt hier keinen aus der Ruhe.
Beate Faßnacht schreibt mit bösem Witz über phlegmatische Männer, entfesselte Frauen, verdorbene Geschmäcker und eigene Gesetzmäßigkeiten. Ein dramatischer Leckerbissen voll präziser Beobachtungen der menschlichen Natur und ein faszinierendes Spiel mit der Umkehrung gängiger Erwartungshaltungen.
"Ein eigentliches Fest war die szenische Lesung von Obwohl, einer Stückskizze der Basler Hausbühnenbildnerin Beate Faßnacht." (bazkulturmagazin über das Stücklabor Basel 2008)
Beate Faßnacht
Obwohl
3 D, 4 H
UA: 29.05.2015 · Ruhrfestspiele Recklinghausen in Koprod. mit der Württembergischen Landesbühne Esslingen und dem Theater Rampe, Stuttgart · Regie: Wolfgang Apprich