"Der Mord von Frauen. Das ist ein alltäglicher Vorgang. Und alle helfen mit. Die Gesetze. Die Gerichte. Die Medizin. Die Arbeitgeber."
Frauen sterben, weil sie Frauen sind. Nach den Morden dominieren in der medialen und juristischen Aufarbeitung die Täter und ihre Gewalttaten. Was dabei völlig in den Hintergrund gerät, sind jene Leben, die auf brutale Weise ausgelöscht werden. Die Angehörigen bleiben meist ungehört, die Ermordeten und ihre Geschichten verstummen.
Nachsagungen. nimmt einen empathischen Perspektivwechsel vor. Basierend auf einer Recherche zu Fällen von Femiziden in Österreich entstand ein Geflecht aus Monologen, das nach begünstigenden Strukturen hinter Femiziden als den radikalsten Ausformulierungen eines toxischen, patriarchalen Denkmusters fragt und im Verlauf des Stücks aus einem vermeintlichen Einzelfall die Universalität des Themas herausschält. So wie das Stück die Perspektive auf den Täter und den genauen Tathergang bewusst ausspart, arbeitet der Abend auch visuell mit Auslassungen und Reduktion. An die Stelle einer detaillierten Bebilderung tritt eine atmosphärische Bilderwelt, die – ähnlich einem Live-Hörspiel – mit der Imagination der Zuschauer*innen arbeitet und an deren Ende die Frauen das letzte Wort haben.
Marlene Streeruwitz
Nachsagungen.
Über die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts.
ad lib.
UA: 3.5.2024 · Kosmos Theater, Wien · Regie: Laura Andreß & Stefan Schweigert