Ende der 70er Jahre erfand sich Serge Gainsbourg ein zweites Gesicht, einen Doppelgänger: Gainsbarre - Kettenraucher, Säufer, Verführer, Provokateur, Draufgänger. Ein Mann im Rauch seiner Zigaretten, im Nebel seiner Drinks, ein Mann wie seine Musik, treibend, getrieben, wild und zugleich verzweifelt zärtlich, ein Mann der in jeder Zeile, die er sang eine Nacht heraufbeschwor, die die letzte hätte sein können, in jedem Kuss die letzte Luft von einem Lippenpaar, bevor der Tod alles erstickt.
Gainsbarre, der Versuch, sich ein Ich zu erfinden, das alles darf, alles kann, alles muss, alles überlebt, was das wahre Ich dahinter zerstören würde. Ein Alter Ego wie eine schillernde, laute Schutzhaut, die Stille darunter zu retten. Als könnte einer sich im Spiegel sehen und übermalen und dann weg gehen und wäre zwei.
Moi non Plus ist ein Roadmovie und eine Love-Story über einen Mann, und seinen Kampf mit sich selbst, mit der Sucht, dem Scheitern. Ein Kampf, den zunehmend Gainsbarre gewinnt, die öffentliche, die herbeiphantasierte, die fiebernde Fiktion und nicht Gainsbourg. Nur zum Ende vor dem Tod ist da noch einmal das Kind und ein unerwartetes Glück und Liebe, ein glückliches Ende, wenn er den Ton trifft, den er immer treffen wollte, wenn es zwar heißt Moi non plus, aber immer noch und mehr denn je: Je t'aime.
Albert Ostermaier
Albert Ostermaier
Moi non plus oder: Requiem für einen Liebenden
Die Leben des Serge Gainsbourg
Auftragsarbeit für das Theater Oberhausen in Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen
1 D, 3 H
UA: 04.09.2015 · Theater Oberhausen (Koprod. mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen) · Regie: Peter Carp