Werner Schwab

Mein Hundemund
Das Schauspiel - 4 Szenen
1 D, 2 H, 1 Dek
UA: 15.01.1992 · Das Schauspielhaus, Wien · Regie: E. Binder und C. Pölzl
Der Hundemaulsepp nennt sich selbst Drecksepp. Und er sitzt im Dreck: zwischen einer verkommenen Bauernwirtschaft, einem Schrotthaufen und einer Wanne mit Blut und Innereien. Er sitzt im Dreck seiner Ohnmachts- und Allmachtsfantasien. Hass und Selbstvernichtung durchtränken seine alkoholgetränkten Tiraden. Kriegsversehrt greift er mit seinen „Weltkriegshänden“ nach Schnapsflaschen, Schlachtermessern und Sensen. Die Menschen haben ihn von vornherein nicht haben wollen, dessen ist er sich gewiss.
Der Sohn will ihn auch nicht haben. Er will Boden zwischen sich und seinem Vater gewinnen und täte es vielleicht, wäre sein Auto nicht kaputt, wäre er selbst nicht schon dem Defätismus verfallen. Also muss er weiterträumen: vom Ableben des Vaters, davon, dass er das Haus umbauen kann, davon, dass eine Raupe den Vater, den ganzen Dreck wegschieben wird.
Die Frau ist sauber und streng. Sie stellt dem Drecksepp das Bett vor die Tür und kommandiert und klagt vor sich hin.
Der Drecksepp trägt das große Wort „Welt“ mit sich herum. Nichts geringeres als die Welt mit ihren fordernden Kriegen und ihrer quälenden Mißachtung und nichts größeres als die einengende Familie treiben ihn um und an und in den Wahnsinn. Er legt sich vor seinen Hund, den er dazu abgerichtet hat, ihn zu töten.

„Die Sprache zerrt die Personen hinter sich her: wie Blechbüchsen, die man an einem Hundeschwanz angebunden hat. Man kann eben nichts als die Sprache.“ (Werner Schwab)

Mein Hundemund ist nach Die Präsidentinnen, Übergewicht, unwichtig: Unform und Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos der letzte Teil der Tetralogie der Fäkaliendramen.

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Mein Hundemund
Der Hundemaulsepp nennt sich selbst Drecksepp. Und er sitzt im Dreck: zwischen ... mehr
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