Mach nicht den Tag zur Nacht - diesen rätselhaften Rat gibt gegen Ende des Spieles die mysteriöse Claude. Sie umkreist auf nur ihr selbst plausiblen Wegen Thomas und Miriam, die sich nahezu täglich treffen - in einem kleinen Allerweltscafé im "bequemen Mitteleuropa unserer Tage".
Eine ganz alltägliche Geschichte scheint auf hinter den zärtlichen und kriegerischen Dialogen der Protagonisten. Die Ethnologiestudentin Miriam hütet regelmäßig den kleinen Sohn von Thomas und seiner Frau Isabel. Thomas plant, wie so oft, ein Filmprojekt. Diesmal soll es um die australischen Ureinwohner gehen, Miriams Spezialgebiet. Die reiche Isabel soll das Projekt und somit auch Miriams Mithilfe daran finanzieren. Die Treffen im Café dienen - eigentlich - der Vorbereitung des Films.
Die erotischen Spannungen gewinnen und behalten jedoch die Macht über Gedanken und Gespräche. Miriam und Thomas versuchen, das Wesen ihrer Beziehung und erotischer Verstrickung überhaupt zu ergründen. Auch während sie sich vordergründig mit den Objekten ihrer Forschung befassen, sehnen sie sich nach Wildnis und Ursprünglichkeit und schaffen eigene Rituale - im Dialog wie auch im Raum.
Eine zunehmend teilnahmsvolle Lauscherin haben beide in der Cafébesitzerin Jelena. Gelassen kommentiert sie zunächst die Szenen, die sich vor ihren Augen zutragen - bis sie selbst dem exhibitionistischen Spiel verfällt.
Odette Haussmann
Mach nicht den Tag zur Nacht
Drama in 2 Akten
3 D, 2 H, 1 Dek
frei zur UA