Ulrich Zaum

Liebfrauenmilch
Monolog (abendfüllend)
1 D, 1 Dek
UA: 01.09.1990 · Landestheater Tübingen · Regie: Günter Ballhausen
Ein große, hoher spärlich möblierter Raum. Darin lebt eine alte Frau, die in einem großen Monolog ihr Leben erzähl. Langsam wird deutlich, dass es die Witwe Reinhard Heydrichs ist, die sich hier wehmütig an ihre "große" Zeit erinnert. Durch sie werden die grauenhaften Gestalten des 3. Reiches, Himmler, Göring, Hitler, wieder lebendig, und damit auch das Grauen, das sie verursacht haben. Sie schildert das völlig unreflektiert, sie hat nichts zu bereuen, das sie keine Schuld fühlt, sie kann keine Verantwortung übernehmen, da sie mit ihrem Leben an der Seite der "blonden Bestie" einverstanden war und auch noch ist.
Ulrich Zaums eigenartige, sprachliche Qualität verhindert, dass dieser Monolog in Gefahr gerät, in Sentimentalität abzugleiten oder Vergangenes sogar zu verherrlichen. Diese Frau steht für viele Menschen der deutschen Wirklichkeit, die weder Reue noch Schuld fühlen, weil sie ihre Vergangenheit nicht in Frage stellen, ja sogar ungebrochen zu ihr stehen.