Das Stück erzählt die Geschichte von Ismet und Ayse und der Radikalisierung ihres gemeinsamen Sohnes Hakan. Dabei spannt das Stück einen Bogen von den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in der Türkei - ausgehend von den 60er Jahren über die Zeit im September 1980 kurz vor dem Militärputsch in der Türkei bis ins heutige Deutschland.
Ismet und Ayse wachsen in der Türkei auf, sie verlieben sich und planen ein gemeinsames Leben in Zeiten des Auf- und Umbruchs. Ismet ist politisch aktiv, er kann gut schreiben, er hat eine kleine Schreibmaschine deshalb bietet er seine Dienste auf dem Taksim Platz in Istanbul jenen an, die nicht lesen und schreiben können. Für einen Moment scheint die Freiheit greifbar nah, aber dann fallen Schüsse, die Träume von einem freien Leben werden brutal zerstört. Ayse ist schwanger, sie und Ismet sind in Gefahr. Also verlassen sie die Türkei, ziehen ins ferne Deutschland, um ihrem Sohn eine sichere Zukunft bieten zu können.
Dreißig Jahre später ist Hakan erwachsen. Zunehmend verschließt er sich, zieht sich in sein Zimmer zurück, wendet sich der Religion zu und entfremdet sich von den Eltern, die nun zusehen müssen, wie ihre Vergangenheit sie in ihren eigenen vier Wänden einholt.
In "Kuffar. Die Gottesleugner" untersucht Nuran Calis in einer aufwühlenden Mischung aus Poesie, Brutalität und Komik die schwierige Frage nach der jeweils richtigen Lebensentscheidung. Und ab wann eine richtige Entscheidung Gefahr läuft, in die völlig falsche Richtung zu führen.
Nuran David Calis
Kuffar. Die Gottesleugner
Auftragsarbeit für das Deutsche Theater Berlin und die Frankfurter Positionen 2017
2 D, 3 H
UA: · Deutsches Theater Berlin · Regie: Nuran David Calis