Maxim Biller

Kanalratten
1 D, 6 H
frei zur UA
Abendessen bei dem einflussreichen Journalisten Henning Hofman und seiner Frau Anna zu Ehren von Joe Karpeles. Der Schriftsteller und Journalist war vor 8 Jahren nach Israel ausgewandert und ist gerade wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Unter den vielen Gästen aus der Kulturschickeria finden sich auch Herschel Girsch, der Direktor des jüdischen Museums, sowie der Ostberliner Dichterfürst Samuel Dinter. Henning Hofman, skrupellos und raffiniert, spielt gerne seine Macht als Zeitungs- und Meinungsmacher aus, er hat noch jeden „reingelegt“. Immerhin war er es, der dem KZ-Überlebenden Samuel Dinter in seiner Zeitung das öffentliche Bekenntnis abgerungen hat, einst Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein. Und er weiß auch, dass Herschel Girsch Exponate aus dem jüdischen Museum gestohlen hat, um sie bei Sotheby’s zu versteigern. Nur Anna liebt er von ganzem Herzen, mit ihr hätte er gerne ein Baby. Aber Anna liebt immer noch Joe Karpeles. Einst waren die beiden ein Paar und erwarteten ein Kind, das sie aber wegen des Verdachts auf eine schwere Erbkrankheit abtreiben ließen. Und so sind sie alle miteinander verstrickt in einem Netz aus inniger Liebe und ewigem Hass, abhängig von brüchig gewordenen Freundschaften und den kleinen und großen Gefälligkeiten des Kulturbetriebs. Sie verhöhnen und versöhnen sich, klagen sich an und lachen sich aus. Als Girsch schließlich von Hofman bis aufs Blut gereizt in sein Weinglas beißt und den gestohlenen Brieföffner Theodor Herzls aus der Tasche zieht, kommt es zum großen Showdown, an dessen Ende sich niemand mehr seiner Sinne oder gar seines Lebens sicher sein kann.

Journal

Maxim Biller

Samuel Finzi und das Ensemble des Deutschen Theaters Berlin lesen aus dem Theaterstück KANALRATTEN von Maxim Biller

06.01.2020
Maxim Billers politisches Theaterstück KANALRATTEN wird in einer szenischen Lesung mit Samuel Finzi und Ensemble am 7. Januar 2020 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin vorgestellt. In seinem Stück wirft der Autor einen scharfen Blick auf die Kulturschickeria, deren Mitglieder sich um einen einflussreichen Journalisten versammeln. Das Theaterstück ist zur ... mehr

Kritiken

Kanalratten

TAZ

Maxim Billers „Kanalratten“ zeigen noch einmal sehr scharf die diametralen Auswirkungen von Holocaust, aber auch generell von Diskriminierungsgeschichte auf Täter und Opfer: Während die Juden nicht loskommen vom Jüdischsein, unfreiwillig und doch tragisch bewusst immer wieder darauf reduziert werden, können die Täterkinder sorglos bis zynisch mit Identitäten, auch den eigenen, herumspielen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

So entsteht in kürzester Zeit ein komplexes und im dialogischen Schlagabtausch brillant gezeichnetes Beziehungs- und Machtgeflecht, in dem die Juden unter den Figuren immerzu um ihr Jüdischsein kreisen [...]. All das ist so interessant und dabei so unterhaltsam, so leicht und so schwer zugleich, dass man sich nicht nur fragt, warum Maxim Biller nicht viel öfter Theaterstücke schreibt, sondern natürlich auch, warum "Kanalratten" in all den Jahren nicht aufgeführt wurde.