Roland Schimmelpfennig
Idomeneus
Auftragsarbeit für das Bayerische Staatsschauspiel zur Wiedereröffnung des Cuvilliéstheaters 2008
Eine Gruppe von etwa zehn bis vierzehn Männern und Frauen. Es können auch mehr sein.
UA: 15.06.2008 · Cuvilliéstheater, München · Regie: Dieter Dorn
Idomeneus kehrt mit seiner Flotte erfolgreich aus dem trojanischen Krieg zurück. Doch kurz vor Kreta versinken neunundsiebzig seiner achtzig Schiffe. Verzweifelt beschwört Idomeneus das Meer. Für sein Überleben verspricht er, das erste Lebewesen zu opfern, welches in Kreta seinen Weg kreuzt. Noch ahnt er nicht, dass es sich dabei um seinen Sohn Idamantes handeln wird. In Mozarts Oper Idomeneo ist es Idamantes möglich, um sein Leben zu kämpfen und damit das Orakel zu besänftigen. Auf Grundlage des gleichen Opferversprechens spielt Roland Schimmelpfennig nun die Varianten der Idomeneusüberlieferungen durch, die vom blutigen Drama bis zum scheinbar friedlichen Ende reichen. In chorisch wechselnden Zusammensetzungen berichten Männer und Frauen von der königlichen Heimkehr, von der Illusion des gekauften Glücks und der Unausweichlichkeit des Tragischen. Mit ausgewählter Schlichtheit und präziser Schönheit erzählt sich so ein Mythos der Möglichkeiten. Eine Reflektion über die rettende Versuchung des Augenblicks, die den Blick für das Folgende zu trüben vermag. Und es bleibt ein Hoffen auf die Wendung zum Guten, auf den verzeihenden Gott aus Mozarts Oper. Zart und gleichzeitig dem unerbittlichen Gesetz der Götter folgend, nimmt Roland Schimmelpfennig sich dieses Königs an und entscheidet nach einigem Für und Wider, ihm seinen letzten Willen zu lassen. Wenngleich auch nur noch im übertragenen Sinne.
Übersetzt in: English, Slovakian, Spanish
Idomeneus
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.06.2008
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.06.2008
Es ist eine seltene Freude: endlich mal wieder Figuren, die ihr Gehirn benutzen.
Frankfurter Rundschau, 17.06.2008Roland Schimmelpfennig nimmt in seiner Bearbeitung des ungeheuerlichen Stoffes dieses Kernmotiv und entspinnt darüber vielfältige, zum Teil widersprüchliche Fantasien, die sich in das Morden, das immer neues Morden gebiert, in die Fragen von Schuld und Sühne, die hier gestellt werden, hineinfrisst.