Die Illusch ist die Älteste von den Dreien. Die mag auch nicht mehr viel reden, die braucht ihre Kraft zum Schimpfen und zum Nichtmehrschlafenkönnen. Und zum Kommandieren von der Else, die sie beharrlich Stute nennt. Ihre Schwester, die von vergangener Liebe zehrt. Zu einem Alliierten, ein kurzer Liebesrausch vor langer Zeit. Wispernd denkt sie an das Liebesglück, hüllt sich reimend ein in die Erinnerung, um Illuschs Dominanz und Herrpfarrers Penetranz zu fliehen. Denn dem Pfarrerbruder fehlt es am Erinnerten, der weiß nichts mehr von seinem Leben. Muss die Schwestern fragen, fragen, fragen, um zu seinem Ich zu finden. Und wenn Illusch mürrisch schimpfend dennoch Antwort gibt, so wiegt die Else sich im Takt der eigenen Sprache. Bis sie irgendwann den Schimmelpilz von Illuschs Bein schält und in ihm den längst Verflossenen erkennt. Glücklich singen sie ein Liebeslied, die Geschwister fallen ein. Es gibt auch sonst nichts mehr zu tun. Es warten nur die Köchin mit dem Essen und der Tod. Das Sterben hat bereits begonnen.
Die junge Österreicherin Sophie Reyer hat mit diesem Stück nahezu eine Elegie geschrieben. Mit großer Musikalität verbindet sie Worte und Klang zu einem Sprachkonzert. Die drei Alten sprechen wie sie leben und so sterben sie auch. Ohne jede Sentimentalität verflechten sich immer wieder die Worte der Geschwister zu einem Abschiednehmen, teils rau, teils weich, ein jeder für sich und doch beieinander. Dazwischen ploppt die Köchin mit den Schnitzeln in das Sterben. Oder mit den Knödeln. Denn nur, wer isst, ist noch am Leben. Die Toten kann man höchstens noch beerben. Was auch das Schlechteste nicht wäre.
„abend ists.
will wer wer will.
topfenknödel.
händerlhaxe.
preiselbeeren.
apfelstrudel.
milchrahmstrudel.
will wer will wer.“
Sophie Reyer
hundpfarrer
Entstanden im Rahmen von UniT 2009, Graz
3 D, 1 H
UA: 20.03.2012 · Theater im Keller, Graz · Regie: Eva Weutz