Himmelsleiter, beginnend mit den Novemberaufständen 1918, endend in den Jahren des Kalten Krieges, erzählt von Schicksalen aus der Generation der um 1900 Geborenen.
Gustav Reiser, Grete Thiemich und Arnolt Brunner (alias Arnolt Bronnen) sind die zentralen Figuren, deren Lebensweg von 1919 bis 1952 hier in expressionistisch knapper, schlaglichtartiger Montagetechnik nachgezeichnet ist: bekanntlich ein Zeitabschnitt der Ausnahmezustände, der rasant aufeinanderfolgenden politischen und ideologischen Richtungswechsel in Zentraleuropa.
Unter dem Eindruck des ersten Weltkriegs sympathisieren die Figuren allesamt mit dem Kommunismus. Generationenstreit, inneres Exil, Verrat, Opportunismus, Spitzelei, persönliche Verluste, politische Überzeugungen: Die Bedingungen politischer Loyalität werden in diesem Stück im Kontext der konkreten Lebenssituationen ausgeleuchtet. Die aus heutiger Sicht mehr als dubiose vom Kommunismus zum Nationalsozialismus zum Sozialismus hakenschlagende Biographie des expressionistischen Dichters Arnolt Bronnen, dessen Weg hier leicht verfremdet in der Figur des Brunner nachgezeichnet ist, eignet sich wie keine zweite, die ideologische Verführbarkeit des Menschen darzustellen.
Mit Himmelsleiter ist es Ulrich Zaum gelungen, zentrale Momente der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts zu einem plastischen Bilderbogen zusammenzustellen und die Geschichte des fast vergessenen intellektuellen Kommunismus in Deutschland exemplarisch aufleben zu lassen.
Ulrich Zaum
Himmelsleiter
5 D, 10 H, Verwandlungsdek
UA: 06.03.2005 · Hans-Otto-Theater Potsdam