Hauptfigur des Stückes ist Sven Koratsch: Er kommt - knastunerfahren- auf die Station.
Sven Koratsch wird, wie alle Neuen, von speziellen Händlerringen zunächst auf seine Verwertbarkeit abgetastet. Aufgrund seiner Heroinabhängigkeit gerät er dabei sehr schnell in ein komplexes Abhängigkeitsverhältnis. Solange er die Regeln noch nicht kennt, wird er - der alles tut, um an Stoff wieder heranzukommen - zwangsläufig ausgebeutet. Erst als er auch seine Freundin an den Boss eines Händlerrings zu verlieren scheint, beginnt er, die gleichen Regeln nun auch gegen seine Mitgefangenen anzuwenden. Ein gnadenloser Kampf beginnt: Die Fronten verlaufen quer durch alle Linien; auch ein Vollzugsbeamter ist darin verwickelt. Koratsch sieht sich plötzlich in der Rolle des Bosses - er kopiert seine eigene Repression und wird dabei sein eigenes Opfer...
In Hier drin kannst du alles haben sind Stoff und formale Umsetzung kongruent. Ganz mühelos und beiläufig erscheint das und trifft doch gerade deshalb so genau. So grobkörnig die Handlung, so lakonisch knapp die Figuren auch sind, das Wesentliche in dieser Geschichte geschieht in leisen Momenten, in unterschwelligen Zeichen. Andres Veiel ist es gelungen, sich in den engen, vielfach vorgeprägten sozialen Rastern des Stoffes zu bewegen und doch den Klischees zu entkommen. Das gibt dem Text seine Kraft, seine Eindringlichkeit und seinen authentischen Charakter.
Andres Veiel
Hier drin kannst du alles haben
Ein Stück Knast
1 D, 9 H, Verwandlungsdek
UA: 1987 · JVA Tegel, Berlin · Regie: Andres Veiel