Emile Zola hatte eben den Vater gelobt, und Strindberg, beflügelt vom Lob des Hauptvertreters des französischen Naturalismus, schrieb 1888 in vierzehn Tagen Fräulein Julie nieder: Das erste naturalistische Trauerspiel, wie er es nannte. Aufgewühlt von der Debatte über "la nouvelle formule" verteidigte er den neuen Stil in Schweden präventiv gegen seine Angreifer: "Nietzsche glaubt, wie ich, nicht an eine Handlung im Drama! Nur an Ereignisse!"
Sein Verleger Bonnier war da ganz anderer Ansicht und lehnte das Schauspiel ab. Erst der konservative Verleger Seligmann ließ sich erweichen, den Text zu veröffentlichen, allerdings in stark zensierter Fassung. ("Er hat mich zu einem Moralprediger gemacht, anstatt der Moral mit meiner Ironie eins auf die Rübe zu geben!")
Im Folgenden fand sich kein Theater, welches das Stück - auch nicht in der zensierten und entstellten Fassung - auf die Bühne bringen wollte; sogar die Uraufführung des Strindbergschen Experimentaltheaters in Kopenhagen wurde von der Zensur untersagt.
Inzwischen ist Fräulein Julie das häufigst gespielte Stück August Strindbergs. Die vorliegende Übersetzung stützt sich auf die von den Korrekturen Seligmanns befreite Urfassung des Autors.
August Strindberg
Fräulein Julie
Ein naturalistisches Trauerspiel
(Fröken Julie)
(Fröken Julie)
Deutsch von Hansjörg Betschart
2 D, 1 H, 1 Dek
UA: 14.03.1889 · Kopenhagen