Was Zeitgeschmack und jede Bühnenmode überleben wird, ist der situative Dialog: Die sprachlichen Reaktionen der Heldin, des Helden, die Äußerungen auf dem Weg zum gesteckten Ziel, die Widersprüchlichkeiten, das Doppelbödige, das interessiert mich. So wenig wie möglich, so viel wie nötig. ... In den Zeiten der reizüberflutenden 'Infos', der 'Zusammenschnitte', der ständigen Verfügbarkeit an Bildern wird sich das Theater auf seine Stärke besinnen: Geschichten zehn, zwölf Meter vor dem Zuschauer entstehen zu lassen, gemeinsam atmend, miterlebend, staunend. Gerade das unperfekte, menschliche Moment ist seine Stärke. Was gibt es Spannenderes, als einem Schauspieler im 'entscheidenden Moment' zuzuschauen, dem Moment der Entscheidung, in der die Zeit scheinbar stillsteht: 'Riskier ich's, riskier ich's nicht ?' Das Flirrende, das Flüchtige, das nicht Fixierbare im Prozess. Drei Aufgaben, und dafür nur einen Dialogsatz! Der reine Vollzug des Theaterapparates verhindert oft gerade diesen Theatermoment. ... Text als reine Geräuschkulisse, als digitale Informationsebene, als sprachzertrümmernde Absichtserklärung war nie mein Ding.
Theater muss brennen, ohne abzubrennen, muss weh tun, ohne den Schauspielern weh zu tun. (Johann Jakob Wurster)
Fitzfinger ab geht er! erhielt 1997 den Grabbe-Preis.
Johann Jakob Wurster
Fitzfinger, ab geht er!
Stück in 15 Bildern
2 H, 1 St, 1 Dek
UA: 01.10.1998 · Städtische Bühnen (Kamera), Freiburg · Regie: Ariane Gaffron