Ewald Palmetshofer
Der Staatsstreich ist geglückt. Multiple Krisen und von langer Hand geplante Umsturzszenarien haben die alte Regierung weggefegt. Wie ein Quasikönig regiert Heinrich Bolingbrock mit seinen Gefolgsleuten das Land. Doch Heinrich ist alt und krank und es ist kein geeigneter Nachfolger in Sicht. Im Schatten dieser strauchelnden Herrschaft laufen die Geschäfte in Frau Flotts Containerkneipe hingegen ausgesprochen gut. Dort schlägt sich der in jeder Hinsicht raumgreifende John mit seinem Intimfreund Harri die Nächte um die Ohren – ein ungleiches Paar, verbunden durch die gemeinsame Lust an scharfzüngiger Rede und reichlich Bier. Als Harri jedoch aus dem Zentrum der Macht ein unmoralisches Angebot erreicht, wirft das nicht nur auf die Zukunft des Staats, sondern auch auf Johns Freundschaft zu Harri ein neues Licht. Wird er mit Harri aufsteigen oder müsste er nicht vielmehr der Fortpflanzung der illiberalen Herrschaft in den Schritt fahren? Vielleicht sogar um den Preis des eigenen Untergangs?
Sprachlich geschliffen und derb-komisch zugleich übersetzt der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer Shakespeares Historienstück, in dem sich Königsdrama und Komödie auf verblüffende Weise die Hand reichen, in die nahe Zukunft. Palmetshofers Neudichtung fragt nach der (Un-) Möglichkeit der Liebe in unmöglichen Zeiten. (Residenztheater München)
Nachtkritik
Ewald Palmetshofer hat viele Jahre an dem Stück gearbeitet. Es ist ein Stück der Stunde geworden: über die Macht des Geldes, das Auseinanderdriften von Regierung und Bürgerschaft, Arm und Reich.
Frankfurter Allgemeine ZeitungSankt Falstaff liefert einen mitreißenden Ritt durch die politischen Abgründe der Gegenwart, der mit Sprachmacht, Spielwitz und mit seiner, man kann es nicht anders sagen, Wahrhaftigkeit in der der Reflexion über den Menschen und die Kunst in dunklen Zeiten schier überwältigt.
Der StandardDas 169 Seiten umfassende, in einer saloppen rhythmischen Verssprache abgefasste Drama um die Nachfolge am englischen Thron (historisch: Henry Bolingbroke) geht den Mechanismen dynastischer Macht nach. Die Trumps lassen grüßen. [...] Kaum ein Stück trifft dieser Tage so scharf den Nagel auf den Kopf.
Die Deutsche BühneEwald Palmetshofers Shakespeare-Neuschreibung „Sankt Falstaff“ ist in seiner spannungsvollen, nachvollziehbaren Unbedingtheit packendes Theater.