Ein Mittsommernachtstraum am Stadtrand. Geheimnisvoll und gefährlich. Niemand tanzt wie Turan. Doch alle begehren sie durch ihren Tanz, wollen sie erobern, um sie zu besitzen. Oder ihr mit aller Macht den Tanz stehlen - denn es steht wieder der Samstagabend vor der Tür, an dem doch jeder tanzen gehen will. Paare finden und verlieren sich:
"Ich fand die Turan mit dem Gigi am See, wo sie gerade tanzen übten - ich stach sie, wie Ihr sagtet in ihr Ohr und sog ihren Tanz in mich hinein. Dabei wäre ich um ein Haar erschlagen worden, weil der Gigi mich entdeckte. Binnen weniger Augenblicke war alles vorbei, sie konnte nicht einen Schritt, nicht einen Fuß noch vor den anderen setzen. Der Gigi verließ die Leidende augenblicklich und auch der Gregor, der bisher die Turan liebte, ließ die Ohnmächtige am Rande des Sees liegen, um der Magda hinterherzulaufen, die wiederum heute Abend mit dem Gigi tanzen gehen wird, obwohl sie bisher Gregor liebte und ihn verfolgte wie ein Muttermal."
berichtet die Haushälterin, die für eine Nacht zur Mücke wurde, aber das ist wieder eine andere Geschichte...
Das Stück grenzt scheinbar an ein Land zwischen gestern und morgen: unwirklich, entwirklicht, wie in einer "sternenfernen Welt" (Roland Barthes). Und doch erzählt es zwischen Schwimmbad und Supermarkt von dem verzweifelten Wunsch, einmal im Leben - und sei es nur für einen Abend - geliebt zu werden und etwas Besonderes zu sein.
Roland Schimmelpfennig
Die Zwiefachen
6 D, 6 H
UA: 06.06.1997 · Münchner Kammerspiele · Regie: Markus Völlenklee