"The Hunting of the Snark (1876), Ballade in 141 Strophen, ist Lewis Carrolls schwärzestes Werk. Zeitgenossen sahen im Snark eine Parodie auf die Arktis-Expeditionen der Dampfschiffe "Alert" und "Discovery" in den Jahren 1975/76, andere eine Satire auf den Tichborne-Fall, einen Skandal-Prozeß, in dem es um den kuriosen Fall einer vertauschten Identität ging.
Neun Bürger und ein bürgerlicher Biber bilden das Personal des Narrenschiffs. Erfüllt von dem einen Gedanken - "sein Gehirn hatte Platz für nur eines: den Schnatz" - irren sie durch ein Nowhere-Land voller Gefahren. In der zivilisierten Gesellschaft der Schnatz-Jäger trägt man Krawatten und Westen, benutzt Uhren, Schirme und Koffer, schützt sich gegen biberschlachtende Metzger mit Haftpflichtversicherungen und bedroht den Feind mit der schärfsten Waffe Englands, mit Eisenbahn-Aktien und Kursverlusten. Vor allem wird streng auf Etikette geachtet, man stellt sich gegenseitig vor, geht dinieren und nimmt an Wohlfahrtsveranstaltungen teil. Über allen aber schwebt die Drohung der völligen Auslöschung, und am Ende hat ausgerechnet er, der seinen Namen vergaß, das ultimative Glück einer Begegnung der dritten Art: der Bäcker, Carrolls Alter ego.
Aus der Schnatz-Ballade im mittelalterlichen Chevy-Chase-Rhythmus ist eine Sprechoper geworden: ein musikalisches Gewebe aus Chor und Szene, das sich in blitzschnellen Wechseln zwischen Vers und Prosa, Bühne und Off entwickelt. Zwei dämonische Frauen als Chor treiben die Handlung voran, verzögern oder halten sie an. Sie sind Spieler wie auch die Musiker im Off. Sie bestimmen das Tempo und den Ablauf einer Agonie in acht Krämpfen." Oliver Sturm
Lewis Carroll
Die Jagd nach dem Schnatz
Eine Agonie in acht Krämpfen nach der gleichnamigen Ballade
(The Hunting of the Snark)
(The Hunting of the Snark)
Deutsch von Oliver Sturm
2 D, 11 H, 1 Dek
frei zur UA