"Das Bürschchen aus der Kloake stieg zu einem Mann der Grenze empor. Er wurde ein Reiter: er lernte kerzengerade zu Pferde zu sitzen wie die Reiter von Wyoming und Texas, nicht zurückgelehnt wie die von Oregon und Kalifornien. Er lernte die schweifende Kunst des Herdentreibers; er lernte die andere, schwierigere Kunst, Männern zu befehlen. Beide Künste verhalfen ihm dazu, daß ein guter Viehräuber aus ihm wurde... Mit der grausamen Klarsicht der Schlaflosigkeit veranstaltete er menschenwimmelnde Orgien, die vier Tage und vier Nächte währten. Zum Schluß beglich er angeekelt die Rechnung mit Pistolenschüssen. Solange ihm der Abzughahn treu blieb, war er der gefürchtetste Mann (und vielleicht der größte Niemand und Einzelgänger) an dieser Grenze.
Garett, sein Freund, der Sheriff, der ihn später tötete, sagte einmal zum ihm: 'Ich habe sehr gut treffen gelernt beim Abschießen von Büffeln.' - 'Und ich noch besser beim Abschießen von Menschen', entgegnete Billy sanftmütig.
Die einzelnen Umstände sind unwiederbringlich dahin, aber wir wissen, daß er einundzwanzig Tote auf dem Gewissen hatte - 'Mexikaner nicht eingerechnet'. Sieben lebensgefährliche Jahre hindurch betrieb er diesen Luxus: den Mut." Jorge Luis Borges
Was "The Washington Post" über Michael Ondaatjes Roman "In der Haut eines Löwen" schreibt, gilt auch für sein Stück Die gesammelten Werke von Billy the Kid: "Obwohl dieses Buch dank seiner wechselnden Perspektive, seiner nicht-linearen Handlung und seiner souveränen Gestaltung der Erzählzeiten zu akademischen Ehren gelangen konnte, ist es keineswegs ein Buch nur für die literaturkritische Elite."
Michael Ondaatje
Die gesammelten Werke von Billy the Kid
(The Collected Works of Billy the Kid)
Deutsch von Werner Herzog
4 D, 9 H, 1 Sänger, Verwandlungsdek
DSE: 17.12.1994 · Städtische Bühnen (Schauspiel), Dortmund · Regie: Hans Peter Cloos