Tyrannen werden zu Gangstertypen, Freunde ein biederes Ehepaar und Schillers Ballade von Ehre, Liebe, Treue, Freundschaft, die an das steinerne Herz des mächtigen rührt, verwandelt sich in einen postmodernen Thriller.
Als Schiller Die Bürgschaft schrieb, waren die Französische Revolution und der Terror, in dem sie endete, keine vier Jahre vergangen, eine frische Wunde. Die Ideale lagen noch spürbar in der Luft, und es ist, als ob Schiller den kühnen, edlen Menschenentwurf mit diesem pathetischen Gesang noch einmal beschwören wollte. Die neue Version der Bürgschaft erzählt von einem Paar aus der Mittelschicht, das durch den Einbruch von Gewalt in seine saubere kleine Welt zutiefst erschüttert wird. Alte und neue Version der Bürgschaft berühren sich, durchdringen einander, aber zugleich bewegen sich die Figuren jetzt in einer ganz anderen Dimension. Gewalt, Zerstörung, die fundamentale Verunsicherung des Ichs - Lothar Kittstein erzählt die Konflikte ohne utopische Horizonte, als Gefährdung der privaten Existenz. Ihn interessiert, wie Menschen in Extremsituationen handeln, wozu sie fähig sind, wenn ihr Leben aus der Bahn geworfen wird. Was tun sie, wenn sie in eine Art Naturzustand zurückgeworfen werden, wie dick ist die Decke der Zivilisation und was passiert, wenn sie endlich reißt? (Schauspiel Frankfurt)
Lothar Kittstein
Die Bürgschaft
4 D, 4 H
UA: 23.05.2011 in Recklinghausen · Schauspiel Frankfurt in Koprod. mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen · Regie: Lily Sykes