„Deutschland ist durch eine Grenze von Österreich getrennt. Die Republik Österreich ist durch eine Grenze von Tschechien getrennt. Die Tschechische Republik ist durch eine Grenze von Deutschland getrennt, Deutschland ist durch eine Grenze von Belgien getrennt, Belgien ist durch eine Grenze von Holland getrennt. Brasilien (noch weit von uns entfernt) ist durch eine Grenze von Bolivien getrennt, Bolivien ist durch eine Grenze von Paraguay getrennt, Paraguay ist durch eine Grenze von Argentinien getrennt, Argentinien ist durch eine Grenze von Chile getrennt. Grenzen schwärmen aus, kreuzen, vermehren und vervielfachen sich; Grenzen zwischen Religionen, Sprachen, Kulturen... Grenzen, die mit Schlaflosigkeit und Unsicherheit spielen. Daher die Dringlichkeit eines großen Gartens, um alle Barrieren und Barrikaden zu beseitigen. Ein Garten im Weltmaßstab. Eine neue Welt.“
Wenn es einen Garten gäbe, in dem alles gut wäre. Die Menschen friedlich, das Klima freundlich, die Erfindungen sinnvoll. Wenn es einen Garten gäbe, der das Böse außen vorließe. Und mit ihm das Schlechte, das Gemeine, das Intrigante, das Gefährliche. Wenn es einen Garten gäbe, der inmitten all des Chaos eine bessere Welt verspräche. Dann wäre auch in ihm nicht Platz für alle.
Mit lyrischer Verve, üppig, überbordend, wuchernd und klangvoll rhythmisierend beschreibt Fiston Mwanza Mujila, wie aus einer berauschenden Vision vom Garten der Lüste eine nicht unbeträchtliche Last werden kann.
Fiston Mwanza Mujila
Der Garten der Lüste
Auftragsarbeit für das Deutsche Theater Berlin und die Frankfurter Positionen 2021
4 H
UA: Januar 2021 · Deutsches Theater Berlin · Regie: Carina Riedl