Wer hatte nicht schon die Idee: Ich höre auf hier, mit allem, ich mache nicht mehr mit. Natürlich lässt man es sein. Man ist vernünftig und nimmt sich nicht alles weg, was man hat und woran man zu glauben versucht: die Karriere, die Familie, die Zukunft. Gerhard Meisters neuestes Stück hat in seinem Zentrum einen Abwesenden, einer, der von einem Augenblick auf den anderen von seinem Arbeitsplatz aufgestanden ist und Karriere, Familie, Zukunft hinter sich zurück gelassen hat - um Enten zu füttern. Der Entenfreund kreist um einen Abwesenden, der nicht selber zur Sprache kommt, der aber anwesend ist in den Gesprächen, die seine Ehefrau und ein Jugendfreund, sein Vorgesetzter und seine Nachfolgerin miteinander führen; dann gibt es eine Frau aus der Firma, die über ihn als ihren Geliebten erzählt, und einen Mann, der mit der Vertilgung von Ungeziefer beschäftigt ist, zu dem für ihn immer mehr auch der Entenfreund gehört.
Gerhard Meister entwirft in diesem Stück dialogisch und monologisch die Skizze eines Menschen. Aus den unterschiedlichen Perspektiven der verschiedenen Lebensentwürfe entstehen verschiedene Bilder eines durchaus auch faszinierenden Mannes. Durch sein unerklärbares Verhalten gerät die scheinbar selbstverständliche Lebensführung der andern unter Erklärungsdruck und aus den Fugen.
Im September 2004 wurde Der Entenfreund mit dem Stückepreis der Société Suisse des Auteurs ausgezeichnet. Gerhard Meister verfasste das Stück in der Spielzeit 2003/04 als Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg.
Gerhard Meister
Der Entenfreund
3 D, 3 H
UA: 21.01.2006 · Städtische Bühnen Osnabrück · Regie: Matthias Kaschig