Henning Mankell

Der Bagger
(Grävskopan)
Deutsch von Hansjörg Betschart
1 H
UA: 15.01.2000 · Ystad Teater · Regie: Tommy Borgström
DSE: 12.02.2004 · Theater Die Komödianten, Kiel
Der Baggerführer Rune sitzt in einem Pub und wartet auf seine Verabredung. Um das Warten zu überbrücken, plaudert er, erzählt von seinem Leben, von seinen Sorgen und von seinem Bagger. Verächtlich erhebt er sich über die einsamen Männer seines Alters und gibt fortwährend gutgemeinte Ratschläge. Einen gestandenen Eindruck macht er, solide und zuverlässig. Irgendwann einmal wäre er fast Fußballprofi geworden. Aber nur fast. 49 % eines Baggers kauft er nach der Hochzeit. Die ernähren ihn und seine Familie. Das Leben war leicht und bequem. Bis ihn Frau und Kinder verließen. Sextourismus in Thailand, Kontaktanzeigen. Er scheitert. Mit Glatze bist du nichts bei den Frauen. Und jetzt erwartet er ´ne heiße Lady. Scheinbar. Letztendlich kommt sie nicht. Wird sie nie kommen. "Die kommt nicht. Ich weiß nicht einmal ihren beschissenen Namen. Man braucht jemanden, auf den man warten kann. Auch wenn es nur ein Zeitungsausschnitt ist. Wie soll man sonst leben. (Er zückt einige Geldnoten und legt sie auf die Theke.) Stimmt so. Aber du solltest neu streichen. (Die Cellistin intoniert "Blueberry Hill". Das Licht verändert die Stimmung. Alles hält still. Rune F. Lindgren singt mit Inbrunst "Blueberry Hill.) Man braucht jemanden, auf den man warten kann. Sonst geht es nicht ... Echt nicht."

Bagger ist ein Monolog über Schein und Sein, über Hoffen und Scheitern, Wollen und Nichtkönnen. Über die Erkenntnis des eigenen Versagens und die Unfähigkeit es zu ändern. Rune ist einsam und traurig. Doch nach außen stark. Unbeugsam. Seine Großspurigkeit entschleiert den stillen Wunsch, einfach glücklich zu sein. Ohne Illusion.