Katja Brunner

DEN SCHLÄCHTERN IST KALT oder OHLALAHELVETIA
4 Darsteller, ad lib.
UA: 10.12.2017 · Schauspielhaus Zürich · Regie: Barbara Falter
Eine Hühnerrupferin, ein Huhn, eine Feder und der Schaft der Feder laufen über den Dorfplatz und tragen dabei schwere Dinge, von der Bahre bis zum Sarg.
Dieses Bild ist ein wiederkehrendes Motiv in Katja Brunners Text. Der assoziative Textkörper bearbeitet ein in der neutralen Schweiz totgeschwiegenes und über Jahre ignoriertes Thema: den Holocaust. Um die 1.000 Menschen aus der Schweiz wurden im 2. Weltkrieg umgebracht. Sie wurden deportiert aus diesem wunderschön im Biedermeier-Stil eingerichteten, sterilen, verstaubten Stillleben, das darüber Stillschweigen bewahrt.

Mit eindrücklichen Bildern und präziser Poesie wagt Katja Brunner sich heran, an das, was zuvor unter Verschluss blieb. Die vorhandenen Akten verstauben in Archiven. Es gibt keine gemeinsame Erinnerung, kein Gedenken an die Opfer. Katja Brunner schafft eine eigene Form, sich der Thematik zu nähern. Diese indirekte Auseinandersetzung geht dabei tiefer, ist fordernder, anklagender und schmerzlicher als die reinen Fakten aufzeigen und berührt daher so sehr.