Kathrin Röggla

Das Wasser
Auftragsarbeit für das Staatsschauspiel Dresden
3 D, 4 H
UA: 7.4.2022 · Staatsschauspiel Dresden (Kleines Haus) · Regie: Jan Gehler
„In dreißig Jahren, wenn wir den Landeanflug der Flugzeuge nicht mehr hören werden, wenn er schon lange gestrichen sein wird, und wenn die Abwesenheit der Verkehrsgeräusche mit der Ankunft unserer Enkel zusammenfallen wird oder etwas Ähnlichem wie Enkelkinder, werden wir etwas kennen. Denn etwas wird doch noch nachkommen, oder? Etwas wird geboren worden sein … Sei es, wie es sei, wir werden uns unterhalten haben, wir werden noch lange Luft zum Durchatmen gehabt haben. Wir werden etwas kommen gesehen haben“, vermutet die FRAU MIT ZUKUNFT in Kathrin Rögglas Stück über unseren Umgang mit dem Klimawandel.

Bei ihren Recherchen für dieses Auftragswerk des Staatsschauspiels Dresden traf die Autorin Aktivist*innen, Öko-Initiativen, Unternehmer*innen und Umweltbeamte in Dresden und im sächsischen Umland, wo Wasser als Mangelerscheinung und zerstörerische Flut in den letzten Jahrzehnten zum dringendsten ökologischen Problem geworden sind.

„Alles ist weit weg. Viel zu weit weg. Die Katastrophen, die sich vollziehen, sind immer woanders, auch wenn sie real vor unserer Haustür stattfinden. Noch immer werden sie Naturkatastrophen genannt. Auch unser Wissen darüber hält sich auf Abstand“, heißt es in Kathrin Rögglas Vorrede zum Stück, in dem scheiternde Kommunikation, Erzählungen von Unvorstellbarkeit, Ressortdenken und bürokratische Hürden als Handlungs­blockaden bei unseren ernst gemeinten Weltrettungsversuchen beschrieben werden.

Doch wie kann man der Gemengelage aus Alarmismus, leeren politischen Versprechungen, Ängsten und Verdrängung entkommen? Was ist die ­Bühne und wer das Publikum in der Klimadebatte? Wie kann sich Wissenschaft verständlich machen? Brauchen wir ein „Kurzzeitchina“ oder doch eher Basisdemokratie, um endlich ans große Ganze zu denken, obwohl wir das Gefühl haben, dass noch nicht mal das kommunale Überleben gesichert ist? Und wie soll man sich um die Zukunft kümmern, wenn einen die Probleme der Gegenwart schon auffressen?
Kathrin Röggla treibt in ihrem Text die Realität der Behörden, Apparate, Vollversammlungen und Pressekonferenzen immer wieder ins Komische und Groteske. Und sie greift auf den Mythos von Jona und dem Wal als Metapher für gegenwärtige Dürre- und Flutkatastrophen zurück. Wie in der biblischen Geschichte ist das Handeln der Figuren angesichts der fortschreitenden Umweltzerstörung gekennzeichnet von gegenseitigen Schuldzuweisungen, Größenwahn, Drohungen und verhallenden Warnungen. Bleibt also nur die Hoffnung auf die nächste Generation? (Ankündigung Staatsschauspiel Dresden)

Journal

Kathrin Röggla

Kathrin Röggla erhält den diesjährigen Heinrich-Böll-Preis

07.07.2023
In der Begründung der Jury heißt es: „Kathrin Röggla ist eine Schriftstellerin, die mit drei Adjektiven beschrieben werden kann: engagiert, interessiert, elaboriert. (...) Allen ihren Texten gemeinsam ist neben deren stilistischer und formaler Brillanz das gesellschaftspolitische Engagement, das seinen Ausdruck nicht in Theorie, sondern in dokumentarisch-literarischer Beobachtung findet. Exemplarisch dafür sei ihre aktuelle Publikation ,Laufendes Verfahren‘ ... mehr

Kathrin Röggla

Queen of Questioning

14.06.2022
Im März 2022 bekam Kathrin Röggla den Else-Lasker-Schüler-Preis verliehen, kurz darauf wurden zwei neue Stücke von ihr erfolgreich uraufgeführt. Warum Kathrin Rögglas Dramatik auf einmal wieder so präsent und genau richtig ist, um Licht in das Chaos einer überkomplexen Welt zu bringen, davon erzählt Friederike Emmerling.   „Wir werden um ein Kurzzeitchina nicht herumkommen“, ruft das Kind in Kathrin Rögglas neuestem Stück ... mehr

Kritiken

Das Wasser

die-deutsche-buehne

Kraftvoll-schwarzhumoriges Drama. [...] Ein mit sarkastischer Verve geschriebener Text der Sprachzerstäuberin- und seziererin Kathrin Röggla, [...]

nachtkritik

Kathrin Rögglas neues Stück nimmt sich satirisch bis sarkastisch der steigenden Pegelständen an - und damit der Klimakrise. [...] Pointierteste Sprache in kabarettistische Qulität gefasst, von schwärzester oder schwarzgrüner Ironie, so wirklich, dass es bitterböse wirken muss.

Sächsische Zeitung

Ein Thetaerstück, das jeder sehen sollte. Dieser multiperspektivische Text sammelt nahezu alle Sichtweisen auf jedem geistigen Niveau.