Seamus Heaney

Das Begräbnis von Theben
(The Burial at Thebes)
Deutsch von Arne Muus / Gerd Heinz
3 D, 5 H, Chor
UA: 05.04.2004 · Abbey Theatre, Dublin · Regie: Lorraine Pintal
DSE: 22.10.2010 · Theater im Marienbad, Freiburg · Regie: Gerd Heinz
Seamus Heaney ist es gelungen, sehr nah am Original zu bleiben und gleichzeitig die große sophokleische Sprache vom Staub der Jahrtausende zu befreien, dichterische Kraft und eine direkte Figurenhaftung aber zu bewahren. Diese Form der Mythenbefragung verzichtet auf Glorifizierung und Idolisierung. Sie beweist Zeitlosigkeit und tiefe dramatische Konzentration, die das Spannungsfeld von Denken und Handeln, von Individuum und Gesellschaft, Leidenschaft und Vernunft, Leben und Tod aufzeigt und schließlich um ein maßvolles Miteinander von Geist und Seele, um „ein sich selbst erkennen“ ringt. Warum beschäftigt diese Tragödie durch alle Zeiten? Es sind die Fragen, die im jeweiligen gesellschaftlichen Klima immer wieder neu diskutiert werden: „Worin liegt die Ursache für das Versagen rationalen Denkens? Ist besonnenes Handeln der Weg zum Glück? Tragen die Personen durch ihre Überschreitung Schuld am Unglück und Elend des Anderen? Wo liegt die Grenze zwischen Tugend und Starrsinn?“…und doch müssen sie im Grunde immer gleich mahnend beantwortet werden - da der gesellschaftliche, politische und auch wirtschaftliche Gestus, der Fortschritt, gerade dazu aufrufen, schneller und rücksichtsloser zu handeln. Ist nicht das, was Leben ausmacht, das Ringen um eine Maßeinheit, die durchlässig sein lässt für ein vernünftiges Miteinander, in Respekt vor Mensch und Natur. (Theater im Marienbad)