Ein Sommerabend. In einem Haus an einem See. Der Salon. Auf der Bühne eine Gruppe von Menschen in tropfnassen Sommerkleidern und Schuhen. MARION, eine wohlhabende Frau Ende fünfzig, ihr etwas jüngerer Lebensgefährte GUNTER, Marions Sohn CHRISTIAN aus erster Ehe, Anfang bis Mitte zwanzig, sowie ihre Gäste, das Ärztepaar ERICH und SUSANNE, beide um die Fünfzig oder etwas jünger, und ihre Tochter, TANJA, vom Alter ähnlich wie CHRISTIAN.
MARION Naß – vollkommen naß. Was für eine Scheiße.
Kurze Pause.
Was für eine Scheiße!
GUNTER Ich kann nichts –
MARION Doch, doch! Ausziehen, wir müssen das ausziehen!
Widerlich!
Von Anfang an spielten bei den Überlegungen zu dem Stück Themen wie Schuld, Versäumnisse, das Bedauern wie das Nichtzugebenkönnen eine Rolle. Große, ebenso tragische wie komische Themen für die große Bühne. Das Stück, soweit ich es zu diesem frühen Zeitpunkt bereits zu sagen wagen kann, ist die Skizze bürgerlichen Lebens und bürgerlicher Entgleisungen. Heute. Ein Haus am See. Ein Sommerabend. ... Ein nächtlicher Bootsausflug war geplant, aber mit dem Boot ist was nicht in Ordnung, es wird später sinken oder zumindest voll Wasser laufen. Kann sein, daß das der Anfang des Stücks wird: Alle sind klatschnaß ...
Kein Jammern, kein Klagen, wenig Rückschau, kein Ibsen. Keine Wohnzimmerschlacht. Eher ein schnelles, komplexes, manchmal ,gut gebautes’, manchmal auf das absolut wesentliche konzentriertes, fragmentarisiertes Stück, das dennoch von den Figuren und deren Situationen lebt. Eine nervöse Grundatmosphäre. Hohes Tempo. Massive Beschädigungen. Möglicher Arbeitstitel: Das Leck. (Roland Schimmelpfennig, 8. Dezember 2006)
Roland Schimmelpfennig
Calypso
Auftragsarbeit für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg
3 D, 4 H
UA: 28.02.08 · Deutsches Schauspielhaus, Hamburg · Regie: Jürgen Gosch
Übersetzt in: Czech