Anna sieht man auf einer erotischen Website. Anna sieht man auch in einer Wiener Vorstadtwohnung, zusammen mit Larissa, Sveta, Georgij, Vienna und deren Mutter. Anna sieht man nicht in Paris, wo sie immer hinwollte, nicht in Moskau, wo sie herkam. Vielmehr sieht man die Medizinstudentin gefangen im Schleppernetz mit einem beachtlichen Schuldenberg. Also sucht sie die Freiheit an einem Ort, der sie das Schmuddeldasein vergessen lässt: das Internet.
Dort trifft sie auf Zed und verliebt sich in den Weiten des Netzes in die Fiktionen, die beiden eine gemeinsame Geschichte geben. Doch so fern, wie sie annimmt, ist ihre Cyberliebe nicht, und so
fremd, wie sie glaubt, ist auch sie nicht dem Sohn des Schleppers, Zuhälters und Hausbesitzers. Es ist der Tag, an dem Realität und Fiktion verschmelzen werden, an dem Zed entscheiden muss, wie er die Stränge zusammenführt, um das zwischen ihnen Gewachsene nicht zu verlieren. Es ist Silvesterabend, und zu dem Fest der Emigranten sind alle eingeladen.
Igor Bauersima und Réjane Desvignes werfen einen ungewohnten Blick auf das Schicksal dieser Menschen.
Igor Bauersima
Boulevard Sevastopol
5 D, 4 H, 1 Hund
UA: 31.03.2006 · Burgtheater, Wien · Regie: Igor Bauersima