Unter der Erde schlafen sie: die Sprengkörper vergangener Kriege, die nicht detonierten. Die weiblichen Bomben, die, nachdem sie die Erde einmal penetrierten, zu männlichen Blindgängern wurden. Im Boden, zwischen den schweren Knochen unserer Großväter und Urururgroßväter ruhen sie sanft. Der Maulwurf kennt ihre Geheimnisse, weiß wo sie zu finden sind. Lady Die schlendert sanft in ihren Ledermokassins über die Weizenfelder, die die Geschosse in ihren Erdschichten beherbergen. Wie gewohnt nutzt sie ihre Rolle als Charity-Lady, um uns auf sie Aufmerksam zu machen, auf ihre Bedeutung in den sich wiederholenden Kriegen. Bis sie sich den Weg tief in unter die Erde freiblinzelt, die Zähne an den Steinen abschleift und mit dem Maulwurf hinab zu den Gebeinen unserer Ahnen gelangt. „Stirb schneller, Europa!“ flüstern sie. Der Blindgänger spricht ein Gedicht und das Weizenfeld strauchelt und weht im Wind. Doch die Menschen hören es nicht.
In blind gang boom, once we were golden wandelt Eleonore Khuen-Belasi mit leichtfüßiger Poesie durch das Minenfeld der vergrabenen Erinnerungen unserer Vorfahren. Die Bomben, über die wir spazieren, sie vergessen, vergraben zusammen mit all ihren Geschichten. Ihre Warnungen hören wir nicht und so macht diese Generation die gleichen Fehler, blind (gang boom) wie unsere Vorgänger:innen.
Eleonore Belasi
blind gang boom, once we were golden
eine sondage
Auftragsarbeit für das Theater Phönix in Linz
4 Darsteller
UA: 16.02.2023 · Theater Phönix, Linz · Regie: Eleonore Khuen-Belasi