Pasolini bezeichnet sein letztes Theasterstueck als 'autobiografisch', tritt aber in der Gestalt des Tschechen Jan Palach auf (der hier nicht historisch verstanden werden darf) und entwirft in den sieben Bildern dieses Schauspiels nichts weniger als ein großes modernes Welttheater. Im Wechselgespräch mit dem Chor verhandelt er eine Welt von Glueck, Ruhm und Untergang. Dabei kommen alle großen Ideen zu Wort, die das 20. Jahrhundert über lange Zeit getragen haben. Pasolini hat dieses Schauspiel als polemischen Gegenentwurf zum Theater seiner Zeit verstanden.
Moshe Kahn
„Dieses Theaterstück habe ich von 1965 bis 1974 geschrieben. Während dieser Zeit wurde es immer wieder umgeschrieben und, worauf es in erster Linie ankommt, ständig aktualisiert, denn es handelt sich bei diesem Stück um eine Autobiographie. Und so, wie die Zeit verging und ich das Werk wegen der unablässigen Neugestaltungen unveröffentlicht bei mir behielt, verging auch mein Leben, und damit wurden auch ständige Aktualisierungen notwendig. Im Sommer 1974 habe ich mich dann entschlossen, aufzuhören - mit den Aktualisierungen, nicht jedoch mit den Neufassungen …In jenem Sommer habe ich den langen Anhang geschrieben, den der Leser, wenn er will, nicht zu lesen braucht. Das Stück endet mit den Worten trunken von Gras und Finsternissen. Dann folgen im Anhang allerdings noch - für mich - wichtige Dinge, doch das ”Ende”, dessen Nachklang in der Stille des ”Endes” im allgemeinen das schönste Stilelement des Stücks ist, ist dort.“
Pier Paolo Pasolini
Pier Paolo Pasolini
Bestia da Stile
(Bestia da Stile)
Deutsch von Moshe Kahn
5 D, 15 H, Chor, Doppelbes. möglich
UA: 22.09.2004 · Teatro Piccolo Arsenale, Biennale Venedig · Regie: Antonio Latella
frei zur DSE